Deutsche Worte und Gleichberechtigung

Das lÀngste deutsche Wort soll abgeschafft werden.

Das schöne deutsche Wort  „RindfleischetikettierungsĂŒberwachungsaufgabenĂŒbertragungsgesetz“ soll per Beschluss der Mecklenburger aus dem Deutschen getilgt werden.

Dabei hĂ€tte sich das Wort noch verlĂ€ngern lassen. Zu jedem Gesetz gibt es im deutschen Rechtswesen irgendwann eine Novelle. Schon damit sich nur noch die sogenannten Rechts-Gelehrten damit auskennen können. Warum also wird fĂŒr dieses einzigartige Wort der deutschen Sprache nicht wenigstens der Versuch unternommen es noch lĂ€nger und lustiger zu machen. Unser Rechtswesen hat schon so nicht viel Lustiges zu bieten, wie der Fall Mollath beweist oder auch der sogenannte NSU-Prozess. Man hĂ€tte es jedenfalls mit „RindfleischetikettierungsĂŒberwachungsaufgabenĂŒbertragungsgesetzesnovelle“ mal versuchen können. Schade.

Im Übrigen: Wörter schaffen sich selbst ab. Die Sprache ist ein Ding welches gebraucht wird. Wird sie nicht gebraucht, werden die Wörter nicht stĂ€ndig in unserem Sprachgebrauch hin und her gewĂ€lzt, so verliert sich der Sinn und die NĂŒtzlichkeit.

Das deutsche Wort „FrĂ€ulein“ zum Beispiel.  Wer erinnert sich noch? „FrĂ€ulein, verbinden Sie mich bitte mit der 567!“ Das ist natĂŒrlich Unsinn heutzutage.  Das Eintippen der Nummer in den Apparat reicht völlig aus, um die Verbindung herzustellen. Das „FrĂ€ulein vom Amt“ wird nicht mehr gebraucht. Auch sonst ist das Wort nicht mehr zu gebrauchen.  Wenn heute eine junge Frau mit „FrĂ€ulein“ angeredet wird, obwohl man davon ausgehen kann, dass sie nicht verheiratet ist, guckt sie einen scheel an. Dabei hat man es doch nur als Kompliment verstanden haben wollen: Eine junge hĂŒbsche Frau, von einem Herrn angeredet mit „FrĂ€ulein“ kann nur bedeuten, dass er ihr schmeicheln will! Auch im CafĂ©, bei einem Bestellwunsch die attraktive Bedienung mit „FrĂ€ulein“ zu rufen ist vollkommen aus der Mode. Versuchen Sie es! Auch wenn die Bedienung nicht so attraktiv ist – Sie wird Sie bestenfalls ignorieren.

Mit welcher BegrĂŒndung das Wort „FrĂ€ulein“ abgeschafft wurde ist mir nicht bekannt- Ich vermute dahinter  Druck aus dem Lager der Feministen. Vielleicht wollen auch die vielen unverheirateten jungen Frauen nicht an ihren Stand erinnert werden.

Die Leipziger haben  zur Abschaffung von Worten einen wesentlichen und bedeutenden Beitrag geleistet.  KĂŒrzlich beschloss der Rat der Leipziger UniversitĂ€t die Abschaffung des Wortes „Professor“.  Das ist wirklich lang ausgeholt und zugeschlagen. Hier werden alte Zöpfe radikal abgeschnitten!

Alle LehrkrĂ€fte, die den Rang bekleiden werden in Zukunft mit „Professorin“ betitelt.  In SchriftstĂŒcken wird in einer Fußnote zu lesen sein, dass damit Personen mĂ€nnlichen und weiblichen Geschlechts gemeint sind. (Ich hoffe der Gleichstellungsbeauftragte der ehrwĂŒrdigen UniversitĂ€t weist rechtzeitig darauf hin, dass sich Bi-Sexuelle und Homosexuelle  ebenso in die Fußnote gehören) Ich kann mir das gut vorstellen: Student (mit mĂ€nnlichen Merkmalen, zum Beispiel einem Bart) trifft seinen Lehrkörper (ebenfalls offensichtlich mĂ€nnlichen Geschlechts) auf dem UnversitĂ€tsflur und begrĂŒĂŸt ihn mit „Guten Tag, Herr Professorin!“.  

Ich nehme nicht an, dass sie einen Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sprache leisten wollten, sondern  ich nehme an, die Leipziger UniversitĂ€tsoberen hatten Langeweile und wollten Spaß haben und nebenbei einen Beitrag fĂŒr die Gleichstellung der Geschlechter im gesellschaftlichen Leben leisten.

Selbst unsere Kanzlerin (engl.: cancellor) hat ja gefordert die Frauenquote in den FĂŒhrungsetagen deutlich zu erhöhen. Und die Leipziger haben mit einem Schlag 100% erreicht!

Allerdings:

Die Gleichberechtigung der Frau wird erst erreicht, wenn auch (und nicht anstatt) MĂ€nner Kinder bekommen können oder beide Geschlechter vollstĂ€ndig auf dieses Privileg verzichten, und wenn dieser unser demokratische Staat die gesetzlichen Grundlagen dafĂŒr schafft, dass Frauen wirtschaftlich unabhĂ€ngig sein können,  ohne auf Familie, Kinder und andere Dinge verzichten zu mĂŒssen.

Das ist keineswegs unmöglich, weil „Frauen und MĂ€nner nun mal unterschiedlich“ sind. Ich möchte hier darauf hinweisen, dass in der nahen Vergangenheit in einigen LĂ€ndern des östlichen Europas, so auch in der DDR, die Familie gefördert wurde, die Rolle der Frau in der Familie und fĂŒr die Gesellschaft anerkannt war, die Familie an sich und die mit Kindern besonders, gefördert wurde, und fĂŒr die weitgehend wirtschaftliche UnabhĂ€ngigkeit der Frau gesorgt wurde: gleicher Lohn fĂŒr gleiche Arbeit, wirklicher Erhalt des Arbeitsplatzes nach Kinderfreijahren, Förderung von Frauen bei der Weiterbildung, Ausbildung und Weiterentwicklung in den Betrieben, Kinderkrippen, Kindergarten, Betreuung der Schulpflichtigen Kinder an den Nachmittagen usw. usf. . Das alles war   die  durch gesetzlich abgesichert und wurde auch gelebt. Davon ist diese Demokratie hier weit entfernt, davon ist diese Gesellschaft hier weit entfernt.

Und: Selbst wenn alle mÀnnlichen Bezeichnungen abgeschafft werden, dann wird damit keinesfalls die Rolle der Frau in der Gesellschaft gefestigt oder weiterentwickelt oder auch nur ertrÀglich gemacht. Aber es wird lustiger: Die Tisch, die Papst, die Vorstandsvorsitzende Josef Ackerfrau, die Verteidigungsministerin de Misere, die Parteivorsitzende  Rössler (oder gleich Röslerin?).

Aber das sprachliche Problem ist wohl eines unserer kleinsten.

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