Tage im Juni

Es rasselt. Wecker oder Elstern. Der Müllwagen war jedenfalls schon vorbei, muss gegen fünfe gewesen sein. Arbeiten? Bei dem Wetter? Der See hat 22 Grad. Selbst die Havel hat 20 Grad über Null und Wasser ist jetzt genug drinnen. Die werden  nicht müde am Märchen des Volksaufstandes zum 17. Juni festzuhalten. Die klammern vielleicht! Und, dem deutschen Michel kann man alles erzählen. Wenn es oft genug wiederholt wird, dann wird’s endlich wahr. Volksaufstand? Wie in Syrien? Oder Libyen? Oder Ukraine? Die schicken die 5.Kolonne und wenn es nicht geklappt hat, dann gibt’s entweder Wirtschaftssanktionen oder Waffenlieferungen, oder beides. Kennen wir doch inzwischen, die alten Kommunistenhasser, Demokratieverhinderer, diese Schlingel, diese.

Der einzige wirkliche und erfolgreiche Volksaufstand den ich kenne, hat in Kuba stattgefunden.

Die Elstern krächzen vor dem Fenster, sie rasseln und schnarren und lärmen sobald ich mich in der Nähe des Fensters zeige. Um 7 Uhr 7 begann der Sommer. Ich habe nicht aufgepasst. Schlaftrunken bin ich zur Arbeit gefahren. Schweißnass die Haut noch von der Nacht. Die Elstern werde ich erschießen. Morgen. Nicht erwischen lassen. Wahrscheinlich stehen die auch unter Naturschutz inzwischen. Obwohl sie einen nicht schlafen lassen.

Arbeiten? Muss ja wohl. Oder wegen Schnupfen krank melden. Ist von der Klimaanlage. Ich will zu meiner Klimaanlage. Den kühlen Zug spüren, der so erfrischend über die Haut streicht. Noch ein wenig träumen, zum Schlafen ist es zu kühl und zu laut.

Also arbeiten oder wenigstens so tun und dann doch, weil es keinen Sinn macht, so zu tun und weil es anstrengender ist, nur so zu tun. Die deutsche Wirtschaft stärken. Eine Metallschraube einsetzen, statt der  vorgeschrieben Plasteschraube, die nur eine Sollstandzeit von 200 Stunden hat.  Diese Maschine geht jedenfalls nicht so schnell in den Müll. Da habe ich doch noch ein gutes Werk vollbracht. An so einem Tag, an dem der Schweiß trocknet im Zuge der Klimaanlage, an dem ich am See liegen könnte. Sanftes Streicheln des Windes im Schatten der Weide.  Weil die Maschine dreimal solange hält, habe ich Zeit. Brauche ja nächste Woche erst wieder eine montieren, oder nie wieder. Systemzerstörer,  ich! Nur wegen der einen falschen Schraube wird die deutsche Wirtschaft nicht zusammenbrechen. Oder alle setzen die falschen, richtigen Schrauben. Nicht auszudenken.  Soviel Zeit am See für alle.

Kalter Schweiß, der nicht mehr trocknet. Ich will jetzt raus ins Warme. Tage im Juni. Viel zu heiß, um ohne Gedanken zu sein.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.