Wen würde ich wählen, wenn im September Bundestagswahl wäre?

Wen also werde ich wählen, wenn ich da wirklich hingehe, zur Bundestagswahl?

Zunächst einmal jeden, der mir nicht nur verspricht, sondern es dann auch umsetzt- dass die Straßen nicht nur geflickt, sondern befahrbar gemacht werden; jeden,  der mir nicht nur verspricht, sondern jemandem, dem ich vertrauen kann, dass er sein Versprechen auch hält, den Schienenverkehr wieder auszubauen, weil die Straßen dann wieder leerer werden.

Wenn ich mich also entschließen sollte, zur Wahl zu gehen, dann würde ich dem meine Stimme geben, von dem ich annehme, dass er nicht nur an sich, seinen Geldbeutel, seine Karriere, sein Renommee, seine Macht, denkt, sondern auch an mein Wohl und an das meiner Nachbarn.

Wenn ich also Hoffnung hätte, da wäre jemand, der genügend Weitblick und Visionen hätte, meine und die Wünsche meiner Nachbarn für heute und für die nächsten zehn Jahre zu verstehen und zu teilen, dann würde ich im September zur Wahl gehen, wenn.

Aber wer von diesen Merkels, Steinbrücks, Rösslers ist zu trauen? Welchem von denen und den anderen ist auch nur im Wort zu vertrauen? Und wenn da welche zu finden sind, denen zu trauen wäre, ist ihnen dann die Umsetzung zuzutrauen? Und will ich denn das umgesetzt wissen, was die umsetzen wollen? Die grüne Revolution etwa,  für stetiges Wachstum? Oder den Rechtsstaat stärken, der ja schon stärker ist als ich das will, oder  die Männer in neuen Rollen unterstützen- was für neue Rollen bitte? Wollen die mich umkrempeln?

Wenn ich nur Hoffnung hätte, etwas könnte sich ändern, für mich verbessern oder wenigstens nicht schlimmer werden, dann würde ich zur Wahl gehen. Aber die Hoffnung muss aufgegeben werden. Mit denen nicht. Wer ersteinmal in so eine Partei gegangen ist, und andere werden ja nicht gewählt, der ist verloren, der hat längst den Boden unter den Füssen verloren, den Boden auf dem die Frauen und Männer stehen, die ihr täglich Brot in den Fabriken und Ämtern verdienen und dem Boden, auf dem alleinerziehende Mütter ihren Kinderwagen schieben.

Diese Leute denken nur noch bis zur eigenen Gartenmauer um ihre Villa und lassen notfalls auch Kinderspielplätze vor der Stadtwohnung einstampfen, mit der Kraft der Justiz des demokratischen Rechtsstaates, wenn es sein muss.

Sie bilden sich inzwischen ein die Bedürfnisse „ihres Volkes“ besser zu kennen, als das Volk es selbst seine Bedürfnisse kennt und vor allem wissen sie viel besser was „ihrem Volk“ guttut und ihrem eigenen Geldbeutel natürlich. Was ist von solchen Leuten zu erwarten. Wenn das keine Diktatur ist, dann habe ich das mit der Diktatur bisher nicht verstanden.

Sie wissen welche Freiheit das Volk braucht, sie wissen wie viel der Arbeitslose zum Leben braucht, sie wissen das der Mindestlohn die Arbeitsmoral des deutschen Volkes zerstören würde und sie wissen, dass Stuttgart einen neuen Bahnhof für die freie Reise des deutschen Volk braucht. Sie wissen dass man die Raucher vor sich selbst schützen muss und die Internetbenutzer vor dem Internet. Sie wissen dass das deutsche Volk am Hindukusch seine erste Verteidigungslinie aufbauen muss, das wissen sie, und  alles viel besser als das deutsche Volk selbst.

Jede Wahl muss falsch sein. Und sie werden ja sowieso gewählt. Mit oder ohne Volk. Selbst wenn das deutsche Vol nzuhause bleibt werden sie gewählt. So ist das mit der Demokratie.

Aber wenn sie da sitzen und debattieren und ihre Freunde in der Lobby des Hotel Adlon begrüßen, dann verstehen sie die Sprache des Volkes gar nicht mehr und hören können sie die Laute dort auch nicht, denn im Saal des Bundestages hat der Besucher sich ganz vorsichtig zu bewegen.

Sie verstehen nur eines: Wenn das Volk auf die Strasse geht, wenn die Maschinen stehen bleiben, wenn es kein Geld mehr zu verdienen gibt, wenn die Aktienkurse in die Tiefe rauschen, wenn sie Angst haben müssen, um ihre Macht und ihre goldenen Besteckteile.


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