Der A380, das Großraumflugzeug der Airbus-Firma, fliegt noch, aber nicht mehr lange. Zu groß, zu schwer, unflexibel. Das, was die Fluggesellschaften wollen: mehr Passagiere in einem Flugzeug, um Geld zu sparen und so  mehr Gewinn für sich zu ziehen, das passiert. Aber die Fluggäste, besonders die Viel-Flieger, wollen mehr Verbindungen. Dann können sie, wie andere Leute den Linienbus benutzen, fix mal eben zu jeder Stunde nach New York rüberjetten.

Airbus hat nicht genug Aufträge. Sie werden die Produktion der „fetten Lady“ wohl demnächst einstellen.

Jetzt nehmen die Feuilleton-Schreiber das sofort zum Anlass für die Ankündigung, der Massen-Flug-Transport wäre dem Ende nahe. Und sie haben auch gleich die Lösung. Der individuelle Elektro-Flug wird alle unsere Probleme lösen. Zunächst ist es vor allem ein Wundermittel gegen die zeitraubenden Staus auf den Straßen, die Parkplatzprobleme und natürlich wären alle Abgas-, Abrieb- und Feinstaubbelastungen nur dreckiger Schnee von gestern.

Jeder, der möchte, bestellt sich ein Elektro-Flugtaxi (500 Km Reichweite in der Luft oder 100 Km auf der Straße) und schon fährt oder fliegt er ohne Stress zu seinem Hochhaus. Der Autopilot besorgt  die Navigation und die Sicherheit des Transportes, der Fahrgast kann sich zurücklehnen.

Das ist alles schön und gut. Aber die beiden Probleme haben wenig miteinander zu tun. Beim Airbus  geht es um Massentransport von Bänkern und Geschäftsleuten nach New York oder von Urlaubern in die Saudische Wüste, beim Flugauto  geht es um die Wege, die täglich in der Stadt oder in der Umgebung der Stadt zu bewältigen sind.

Für die schöne neue heile Welt, die mit der Elektromobilität kommt, wenn alle nur noch E-Autos herstellen und zulassen und alles für den Schutz der Umwelt getan ist, was getan werden kann, ist die Vorstellung eines fliegenden Autos natürlich faszinierend und wichtig.

Aber es ist leicht irreführend. Denn: Das e-Auto ist auch nur ein Auto, es beseitigt unsere Staus nicht und die nervenaufreibende Fahrerei und das zeitraubende Pendeln zwischen Heim und Arbeitsstelle. Da braucht es ein wenig Hoffnung. Es muss schneller werden, stressfreier und umweltfreundlicher.  Das wünscht sich der Pendler.

Diese E-Taxis, die Taxis überhaupt, auch das Fliegen von einem Ort zum anderen, das gibt es ja schon. Die Reichen und Schönen, die mieten sich einen Hubschrauber. Der wird zwar im Augenblick noch mit einem schmutzigen Verbrennungsmotor oder einer Turbine angetrieben, aber vom Heim zum Büro bringt er einen auch oder zum Schoppen, oder auch auf den Golfplatz.

Alle Leute, die am frühen Morgen in die Stadt zu ihrem Büro streben oder zur Kita, oder zum Geschäft, in dem sie angestellt sind, haben da lediglich den preiswerte, schnelle und problemlosen Transport als Hauptzweck im Sinn. Aber Alle Leute zur Arbeit zu bringen, das dürfte ein schönes Chaos verursachen. Dann hätten wir wieder Stau, weiter oben zwischen den Häusern. Denn alle diese selbstfahrenden oder fliegenden Roboterautos  wollen um kurz vor acht in der Geschäftsstraße ihren individuellen Passagier absetzen, um dann bis zum Feierabend in einer Garage wieder aufgeladen zu werden.

Schöne neue Welt mit E-Autos und E-Coptern!

Selbst wenn alles wunderbar mit „Künstlicher Intelligenz“ gesteuert wird, weil die natürliche mit dem Chaos nicht mehr fertig wird, wäre die Welt für den Arbeitenden gleich geblieben. Nur der Lärm wäre jetzt E-Lärm. Ein Fortschritt?

Aber es hat auch seinen Sinn. Die Automobilfirmen sind jetzt im Flugauto-Geschäft tätig und verdienen dort ihr Geld. Die Konstrukteure konstruieren, die Bauern bauen, die Verkäufer verkaufen und die Geschäftsführer führen die Geschäfte. Alle sind geschäftig. Sogar die Umwelt wird weiter benötigt, als Lieferant wertvoller Rohstoffe, die von weniger wertvollen Menschen in weiter entfernten Ländern geschürft werden. Wie einst, in der guten alten Zeit, die Goldschürfer am Clondike ihr Glück machten und Amerika groß.

Weiter so! Alles wird gut!

Julius Turm

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