Artikel getaggt mit westliche Werte

Un-Heile Welt

Gesellschaft und Utopie

Das Buch „Kohärenz“ von Ralph Edenhofer

Heile Welt

Herr Edenhofer hat ein Buch geschrieben. Das hat er schon mal gemacht. Aber ich habe bisher von ihm nur dieses eine gelesen. Ich habe es bis zur Seite 141 gelesen, bin dann auf die Seite 258 gesprungen und habe dort weitergelesen. Ich konnte mir bei Seite 140 nicht vorstellen, dass da noch irgendwas kommen könnte, was mich überraschen würde. Ich kann nicht sagen, ob das von Seite 141 bis 258 der Fall gewesen wäre, aber für die Seiten ab 258 kann ich sagen, dass es eigentlich keine Überraschungen mehr gegeben hat.

Warum ich trotzdem bis zur Seite 377 weitergelesen habe? Nun, Spannung hat das Buch ja. Und gefällig geschrieben ist es auch. Es macht also Spaß, es zu lesen und das reicht ja in den allermeisten Fällen aus, ein Buch nicht aus der Hand zu legen.

Aber für mich ist dieses Buch auch bemerkenswert. Für mich bricht es mit meinem bisher Erlebten in der SF-Szene der (west)deutschen Buchwelt – die ich eigentlich nicht kenne, da mir lediglich „Perry Roden“ und Stephen King als typisch für diese Gegend einfällt. Orwell und Wells zähle ich nicht dazu, denn das sind Werke die unbestritten einer anderen Welt angehören.

Zurück zum Buch. Ein Bild von einer heilen Welt in der fernen Zukunft. Der Mensch hat keine materiellen Sorgen mehr, das Leben des Einzelnen kann bis in die Unendlichkeit ausgedehnt werden, die Menschheit wächst zahlenmäßig ins Unendliche. Was für eine schöne Welt, möchte man meinen. Aber diese Welt hat auch gravierende Fehler und sie werden deutlich durch den Autor hervorgehoben. Darauf baut er seinen Konflikt auf.

Niemand stirbt mehr. Jedenfalls muss niemand mehr wegen eines verbrauchten Körpers sterben, es wird ihm ganz einfach ein neuer Körper zur Verfügung gestellt. Der Geist wird in einer digitalen Konserve aufgehoben und kann wiederverwendet werden. Wie schön. Ein Menschheitstraum ist erfüllt, das ewige Leben.  

Der Geist allerdings und wir kennen das aus unserem digitalen Leben, verschleißt. Unsere Konserven der digitalen Welt, etwa Filmkopien auf DVD, verschleißen mit der Zeit. Die Filme verlieren Pixel. Oder der Computer, den wir lange benutzten, stürzt dann immer öfter ab. Irgendwann ist die Festplatte so mit zerstückelten Programmen belegt, dass eine Neuinstallation notwendig wird. Natürlich verlieren wir dabei wichtige Daten. Oder es gibt einen einfachen Stromausfall….

Wenn der Geist des Menschen verschlissen ist, wir nennen es in unserer Welt wohl „Demenz“, versinken sie in einen zunehmenden Zustand der Entrückung von der Welt und sterben endlich, weil sie keinen neuen Körper mehr annehmen oder bekommen. Das ist die Lösung, führt aber zu steigenden Einwohnerzahlen, weil es eben mit den „Defekten“ nicht so schnell geht, wie mit dem Kindermachen. Dieses ewige Leben in der Zukunft ist aber nur eine nebenbei-technische Konstruktion, die dabei hilft den Konflikt der Protagonisten im Buch aufrecht zu erhalten.

Beim Lesen treten Fragen auf. Es gibt keinen Missbrauch der Konserve, es gibt keine Unstimmigkeiten, keinen ernsthaften Streit. Ist die Menschheit so zufrieden, dass sie gar nicht mehr zu Meinungsverschiedenheiten, zu Eifersucht, Missgunst, Machtmissbrauch, kommt? Sind wirklich alle Probleme mit der Behebung materieller Engpässe beseitigt?

Eine zweite, die entscheidende, Konstruktion für die Geschichte ist die Schaffung der Kohärenz. Es ist erstrebenswert, keine Kriege mehr zu erleben. Besonders wenn in naher oder ferner Zukunft immer wieder die Gefahr eines Atomkrieges mit dem Ergebnis der Auslöschung der gesamten Menschheit über unseren Häuptern schwebt, ist es ein nicht abzuweisender und verständlicher Wunsch, Kriege an sich unmöglich zu machen.

Angehaltene Welt

Und doch ist da etwas. Da entsteht dieser Konflikt. Es darf in dieser Welt der Menschen keine technologischen Entwicklungen geben. Der Autor hat die unterschiedliche Entwicklung, besonders im technologischen Bereich, der Menschen auf den verschiedenen Welten/ Erden/ Siedlungsräumen als die Ursache von Kriegen ausgemacht. Und aus diesem Grunde wird die technische und gesellschaftliche Entwickelung unterbunden und wenn jemand dagegen verstößt dann droht die physische Vernichtung.

Der Held der Geschichte hat die Aufgabe, zu überwachen, dass niemand in seinem Sonnensystem vom Grundprinzip der Kohärenz abweicht, das eherne Gesetz übertritt. Der große Zusammenhalt aller menschlich besiedelten Sonnensysteme soll über gleichschnelle Entwicklung erreicht werden. Wenn eine Menschheit in einem Sonnensystem das Prinzip verletzt und etwa technologischen Fortschritt erforscht und zu erlangen versucht, so sind die „Revisoren“, wie eben auch der Protagonist, zuständig für die Vernichtung der gesamten Menschheit des Planetensystems. Millionen, vielleicht Milliarden Menschen sterben.

Ist das erstrebenswert? Was sind da unsere Kriege in der Jetztzeit, wenn nachher Milliarden umgebracht werden, wegen der Einhaltung des Prinzips? Die Begründung der Regierenden dafür ist, dass es der Untergang der gesamten Menschheit ist, wenn das Prinzip nicht eingehalten wird.

Der Autor hat da ein Problem. Es lässt sich mit seiner Sicht auf die Dinge auch nicht lösen. Ist es heute notwendig, alle Atomforscher umzubringen und das Wissen über die Atomenergie zu vernichten, damit die Menschheit nicht in einen Atomkrieg kommt? Dazu ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Es herrscht weitgehend Einigkeit, dass es nicht sinnvoll ist, alle Atomphysiker umzubringen und dass es auch nicht möglich ist, den Fortschritt der Technologie mit dieser Vorgehensweise aufzuhalten.

Der Autor ist in eine ferne Zukunft gereist, in der alle Träume und Ideen der Kommunisten erfüllt sind. „Jeder nach seinen Bedürfnissen!“ Die Voraussetzung dafür ist es, ausreichende Menge von allem bereitzustellen. Es sollen alle aus dem Überfluss schöpfen können, der nicht unter ihren Bedürfnissen und Wünschen zusammenbricht.

Gleichzeitig ist hier der große Vorwurf gegen eine Gesellschaft im Überfluss verarbeitet. Das „Schlaraffenland“ in dem einem die gebratenen Gänse in den Mund fliegen und Müßiggang die bevorzugte Beschäftigung ist, wird hier als allgegenwärtiger Zustand genommen. Das große Ziel ist erreicht, Tod, Krankheit, Mangel, Unfreiheit in jeder Form ist besiegt, Gleichheit herrscht überall.

Was für ein Alptraum! Keine Entwicklung mehr, nur noch Müßiggang, der Innovationsgeist der Menschen, der Menschheit, ist gebrochen.

Alternativen?

Das ist ein Vorwurf der auch gegen den Traum vom Kommunismus gerichtet ist, so wie ein „westlich denkender“ Mensch es versteht. Wenn alle gleich viel haben und jeder hat genug, wie soll es dann noch die Menschen zur Entwicklung inspirieren?  Und Stillstand ist gleich Untergang. Die Gleichmacherei unterdrückt den Innovationsgeist und die Freiheit des Einzelnen in Denken und Handeln. Es ist nicht nur der volle Bauch, es ist auch die Unterdrückung von Fortschritt und Denken, die der Kommunismus aus dieser Sicht hervorbringt und angeblich zu seiner Stabilität braucht.

Materiell ist diese Welt möglich. Sie liegt gar nicht so sehr in der Ferne. Zwar ist es technologisch noch weit hin, bis wir lichtschnell oder nahezu lichtschnell in andere Galaxien reisen können, aber den allgemeinen Wohlstand auf der Erde könnten wir in wenigen Jahrzehnten ausrufen. Wir produzieren genug Güter, um die ganze Menschheit mit genügend Nahrungsmitteln, lebenswerten Unterkünften, Gesundheitsdiensten, Altersversorgung und auch mit der gegenwärtig modernen und erstrebenswerten Technik versorgen zu können.

Noch können wir das alles nicht im Überfluss bieten, aber alles ausreichend für alle.  und gleichmäßig verteilt, auch gerecht und befriedigend.

Wir Menschen als Menschheit haben jede Menge Potential. Wir müssen nur vernünftiger produzieren, manche Dinge nachhaltiger machen, gerecht verteilen, lokale Gegebenheiten nutzen und stärken. Das geht und wir haben die Technologie, bald einen Überfluss an materiellen Gütern, auch für alle, bereitzustellen.

Vernünftiger wäre allerdings nur das Benötigte herzustellen. Aber auch das ist möglich.

Selbst Gleichberechtigung, individuelle Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit lässt sich herstellen. Und das nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch zwischen den Völkern. An vielen Stellen braucht es nur eine andere Denkweise, das Weglassen von hassschürender Propaganda, die Unterbindung von Gier der Reichen, ausreichende Bildung, auch in Geschichte.

Das sind die Sichten eines einseitig gebildeten und von der herrschenden Auffassung des herrschenden Systems, nämlich dem Kapitalismus, beherrschten Gehirns.

An keiner Stelle, jedenfalls ist mir keine aufgefallen, geht der Autor auf die Prozesse der Herstellung der Güter ein. Es passiert alles automatisch, anscheinend braucht es keiner menschlichen Einflussnahme mehr, um alles zu richten und doch machen die Menschen ja was. Die Erstbesiedler erforschen den Planeten, sorgen für die Entwicklung einer Biosphäre, nachdem sie die Geosphäre geordnet wurde.

Aber wer macht es, wer treibt das an, wer bezahlt das? Wer trifft Entscheidungen was, wann, wo und wieviel produziert wird? Der Eigentümer all der Produktionsmittel sollte ermittelt werden. Derjenige trifft dann auch so schwerwiegende Entscheidungen über den Tod von Milliarden und den Tod der gesamten Menschheit.

Wenn an die Stelle der jetzigen Triebkräfte, dem Trieb nach persönlichem Reichtum und Macht und dem Zwang immer besser zu sein, als der andere Produzent, weil sonst der eigene Untergang ansteht, eine andere Triebkraft, nämlich das Streben nach Bedürfnisbefriedigung des Einzelnen, wie auch der Menschheit insgesamt, tritt, dann ist der Entwicklung kein Hindernis entgegengesetzt.

Wenn an Stelle der jetzigen Kriegsgründe, nämlich der Profitgier der Rüstungs- und anderen Konzerne, dem geschürten Hass, der Gier nach Macht der Obersten, die Gleichheit, Achtung, Gerechtigkeit, das Gesetz, treten würde, wenn vor allem die Gier beseitigt wäre, dann bräuchte es keine Kriege. Technologieunterschiede bedeuten nicht automatisch Krieg. Es kann zum friedlichen Austausch von Technologie kommen, wenn alle Parteien das Beste für alle Parteien wollen. Krieg vernichtet, Technologie hebt.

Alles Feinde

Der Mensch ist des Menschen Feind? Der Mensch ist ein Tier? Der Stärkste setzt sich durch? Was für absurde Theorien. Was für hässliche Propaganda! Der Mensch ist Mensch und konnte sich als Menschheit auf diesem unseren Planeten behaupten und überleben, weil er eben in der Gemeinschaft zusammengehalten, sich gegenseitig geholfen, Technologien und Kultur weitergegeben hat. Der Mensch hat sich mit und gegen die Natur (und das Klima) behauptet. Und das konnte er nicht allein dank einzelner Akteure (Helden, Unternehmer), sondern nur in der Zusammenarbeit erreichen.

Wenn alle Menschen Feinde wären, dann wäre diese Spezies längst vom Erdenrund verschwunden.

Wenn alle Menschen Helden wären, wer würde die Säuglinge nähren, die Windeln wechseln, Kartoffeln anhäufeln, das Essen zubereiten, Holz hacken, Öl fördern?

Wenn alle Menschen erfolgreiche Unternehmer wären, könnte es keine Insolvenzen mehr geben, würde es keine noch besseren Staubsauger geben und schon gar keine Saugroboter.

Dem Marxismus wird der Vorwurf gemacht, er schlösse den „menschlichen Faktor“ aus seinen Überlegungen aus. Es wird behauptet, dass Gier, Neid, Missgunst usw. dem Menschen innewohne und dass immer einer besser als der andere wäre und einer immer mehr haben wolle als andere haben.

Es ist so, die Menschen sind nicht gleich. Nicht einmal Frösche sind einer wie der andere. Aber deswegen bringen sich doch Frösche auch nicht gegenseitig um. Sie teilen nicht, wenn Not da ist, das können nur Menschen, oder auch Löwenmütter mit ihren Kindern.

Aber wenn die schlechten Eigenschaften nicht propagiert werden und nicht geschürt und wenn die Gierkranken ein wenig mit Regeln in Zaum gehalten werden, dann funktioniert das menschliche Zusammenleben ganz ohne Hass und Todschlag.

Die Produktionsmittel gehören allen. Das heißt nicht, dass sie keinem gehören, sondern dass alle teilhaben daran und an den Ergebnissen, der Produktion. Die Entscheidungen werden lokal für die lokale Bevölkerung getroffen und global durch das Zusammenwirken aller. Die technischen Mittel für Gerechtigkeit, Kontrolle und Durchsetzung sind da und entwickeln sich.  Die ethischen Regeln müssen sich auch nach und nach entwickeln, das aber funktioniert nicht, wenn einzelne auf Grund ihrer ökonomischen Macht auch die Propaganda und die Gesetzgebung und deren Durchsetzung beherrschen.

Dass lässt der Autor aus. Vermutlich hat er von der Marxschen Theorie gehört, vom „Kapital“ und der gängigen Kritik, aber für sein Buch ist es nicht relevant. Ein gesellschaftlicher Entwurf in dieser Richtung, das wäre es wert mal durchzuspielen. Vielleicht ist dann diese Schrecklichkeit, Milliarden umbringen zu müssen und das um Stillstand durchzusetzen, zu vermeiden.

 

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Wie geht dieser Krieg zu Ende?

Kann ein Krieg beendet werden, ohne zu verhandeln?

 

Ja, ein Krieg kann beendet werden, ohne zu verhandeln. Einmal kann eine der kriegführenden Seiten besiegt werden. Das „Wollt ihr den totalen Krieg???!“ hat ja zu einem Ende geführt (, der doch keine Ende war, wie wir heute sehen).  Deutschland kapitulierte, als es keinen Ausweg mehr hatte.

Ja, ein Krieg kann ohne Verhandlungen zu einem Ende kommen. Beide Seiten ziehen sich wortlos zurück, weil sie erkannt haben, dass ihre Kriegsziele nicht erreicht werden können. Das aber ist unwahrscheinlich, denn wenn einer seine Ziele nicht erreichen kann und sich einfach zurückzieht, dann ist der andere sicher der Meinung auf der Siegesstrasse zu sein. Und der ganze Schlamassel geht von vorne los.

 

Schwarz-Weiß-Denken: Der eine ist gut, der andere ist böse:

 

Auf der einen Seite steht die USA. Die Nato und die ihr angehörenden Staaten haben zum Teil ihren eigenen Ziele, aber im Wesentlichen ist die Nato eine Organisation, über die die USA, der Wertewesten seine Ziele durchsetzt. Die Nato ist böse. Die USA haben viele Kriege geführt seit dem Ersten der Weltkriege, seitdem sie aufgestiegen sind und runtergestiegen von ihrem Kontinent.

Der Westen hat insgesamt viele Kriege geführt in den Jahren. Es ging los mit Kolonialkriegen in denen viele Menschen der Kolonien in den Tod oder in die Sklaverei, in die Abhängigkeit und ins Elend getrieben wurden. Es ging weiter mit Weltkriegen, die die Länder gegeneinander führten um Macht, um Rohstoffe, um Einflusssphären und so weiter. Fast endlos ist der Katalog. Und auch in modernen Zeiten werden Kriege geführt um Rohstoffe, um Macht und Einflusssphären. Wir sehen nach Libyen, nach Jugoslawien, nach Afghanistan und wir finden noch mehr Beispiele. Es wird Krieg geführt ohne Rücksicht auf die Menschen, die eigentlich nur leben wollen. Zum Leben brauchen sie Frieden, denn im Krieg sterben die Menschen und es sterben nicht die Bosse der Rüstungsfirmen, die Bosse der Agrarkonzerne, Transportunternehmen und Medien-/Internetfirmen, es sterben die Menschen in den Städten, die Arbeiter, die Bauern, die Arbeitslosen, die Rentner und so weiter.

Die Nato und die westlichen Länder, oder sagen wir deren Regierungen, sind böse. Der Bäcker braucht keinen Krieg, weder der Inhaber der Bäckerei in deiner Straße, noch der Bäckergeselle, der täglich in der Backstube steht und im Laden.

Und es sind nicht mal die Regierungen. Die derzeit in Westeuropa regierenden sind doch nur Handlanger, Marionetten im Dienste der Konzerne, nachweisbar und nachgewiesen in zahlreichen Untersuchungen der Lobbytätigkeit, der Korruptionsskandale und so weiter.

Au ja, die Rüstungskonzerne verdienen gut derzeit. Aber auch die anderen.

Auf der anderen Seite steht das föderale Russland. Ist Russland gut?

Russland hat ein oder zwei gute Seiten. Darauf später. Aber, es ist ein Land in dem die Konzerne und deren Vertreter den Ton angeben, ebenso wie in den westlichen Staaten. Auch hier verdienen die Rüstungsindustrie, die Bauunternehmen, die Büchsenfleischhersteller, die Stiefelmacher und viele andere mehr und die sind an der Fortsetzung des Krieges interessiert, denn ein besseres Geschäft können sie nicht machen.

Russland ist also auch nicht gut. Es verdienen so viele am Krieg. Und auch die Erweiterung des Landes auf die Territorien der zerfallenen Sowjetunion ist schon ein Gedanke der in manchen Gehirnen rumspukt.

Der Russe auf der Straße, der Fleischer in Rostow, den interessiert das wenig. Er ist patriotisch, weil sein Vater im großen Vaterländischen Krieg gegen die Okkupanten kämpfte und weil im sowjetischen Russland keine Oligarchen das Geld verprassten, dass der einfache Stahlarbeiter ihm erarbeitet. Aber sonst bringt der Krieg ihm wenig bis gar keine Vorteile.

Aber, Russland hat doch einige Pluspunkte: Es kämpft für seine Russen. Die Sprache der Russen (wie auch die anderer ethischer Minderheiten) wurde zurückgesetzt in der Ukraine. Es ist der Kampf gegen Rassismus und ja, auch gegen Faschismus. Allerdings nicht im eigenen Land, sondern nebenan.

Das Russland kämpft für seine Sicherheit. Die Nato, die nachweisbar aggressiv ist und dieses selbst erklärt, ist nahe an die Grenzen der russischen Föderation herangerückt und hat die Absicht noch weiter heranzurücken. Und dieses entgegen aller Verträge und Absprachen, wie offiziell sie auch immer sind. Die Nato mit seinen Verbündeten und dem Chef USA spricht von der Absicht der Zerstücklung der Russischen Föderation. Da kann Russland durchaus ein Sicherheitsrisiko erkennen, das zu „Vorneverteidigung“ herausfordert.

Es kämpft um seine ökonomische Absicherung. Weil doch die kommerzielle Kommunikation, der Handel, möglichst in alle Richtungen gehen soll für eine Entwicklung und übrigens auch für den Frieden, kämpft Russland gegen die einseitig durch den Westen verhängten Sanktionen, die den Handel einschränken und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes schädigen.

(Übrigens ist die Verhängung von Sanktionen gegen einen Staat schon eine Kriegserklärung nach anerkanntem Völkerrecht. Wer ist also der angegriffene Staat?)

Da ist also kein „Schwarz-Weiß“. Da hat jeder sein Päckchen eingetragen und insgesamt ist es ein Krieg um Macht und Gewinn. Der Bäcker und der Fleischer in unserer Straße haben davon nichts, auch der Werftarbeiter oder die Pflegekraft werden davon nicht profitieren. Es ist hauptsächlich ein Krieg der Mächtigen, der Oligarchen, der Konzerne und erst in zweiter Instanz ein Krieg für die entrechtete und bekriegte russische Minderheit in den Grenzen der Ukraine.

 

Schwarz-Weiß-Denken: Der Krieg wird beendet oder er führt die Menschheit in den Atomtod.

 

Nun, da gibt es wahrscheinlich unendlich viele mögliche Lösungen zwischen den beiden Polen. Trotzdem ist die Gefahr des Atomkrieges sehr real und da sieht es sehr düster aus.

Ein Atomkrieg wird kommen, wenn die Atommacht Russland in die Enge getrieben wird. Ein in die Enge getriebener, der sterben muss, wenn er sich nicht weiter wehrt, dem wird es egal sein, ob er so oder durch die eigene Granate stirbt, die aber auch den Gegner vom Dasein in das Nichtsein befördert.

Es sei denn, man will die Menschheit retten. Aber wer will das? Will das der Konzernchef, der sich in seinen höchsteigenen, höchstsicheren Bunker zurückgezogen hat, wenn draußen die atomare Nacht für 20 oder 30 Jahre alles menschliche, unnütze Leben auslöscht?!

Die Konzerne, die Bankenvorstände sehen keine Möglichkeit mehr, das Geld zu vermehren. Sie sehen eine Gefahr auf sich zukommen. Die Arbeitslosenheere, die durch die Automatisierung, durch die Computisierung und durch die Einführung der „Künstlichen“ Intelligenz entstehen und entstehen werden, diese sind das Problem der Bankenvorstände und Konzernchefs. Und genau diese Menschenmassen können sie in einem Atomkrieg loswerden. Die Unannehmlichkeit, 30 Jahre in einem Bunker zu hausen, ist vielleicht eher zu ertragen als seine Macht und sein Geld zu verlieren.

Das ist das eine Ende der Schwarzmalerei. Und dieses ist nicht so unwahrscheinlich, egal ob absichtlich herbeigeführt oder unabsichtlich geschehen.

Das andere Ende ist ein ins unendliche gezogener Krieg. Wieviel schöne Arbeitskraft, wieviel schönes Material, Rohstoffe lassen sich dort versenken! Und – wie schön daran über Jahre und Jahrzehnte verdient werden kann. Und wenn es dann wirklich mal zu ende geht, dann muss wieder aufgebaut werden. Wieder kann verdient werden und so weiter.

Auch lässt sich die eigene Bevölkerung durch die Teilnahme an einem Krieg so richtig schön ausplündern (Eisen für das Vaterland! Ölembargo!) Auch lässt sich das Volk so schön lenken und beherrschen, es ist ja schließlich Ausnahmezustand für das Vaterland.

Da ist also nichts mit der Schwarz-Weiß-Malerei. Alles läuft so schön. Alles ist gut – für die Konzerne, für die Banken und für die Regierenden. Warum aufhören?

 

Wie aufhören?

Es muss eine Friedensbewegung her. Die Italienischen Hafenarbeiter müssen sich weiter weigern, die Waffen zu verladen. Die Denkenden müssen auf die Straße gehen mit ihrem: „Nie wieder Krieg!“ und „Raus aus der Nato!“. Die Franzosen müssen weiter gegen die geplante Plünderung der Rente kämpfen und dann auch für eine menschenwürdiges Auskommen. Die Handelskammer muss wieder handeln wollen. Die Verbände der produzierenden Industrie müssen wieder produzieren wollen, die Soldaten sollen weiterhin keine Lust haben sich auf fremden Schlachtfeldern töten zu lassen. Den Kindern muss wieder Geschichte beigebracht werden und den Menschen müssen wieder die Bilder von Auschwitz und Dachau gezeigt werden und erzählt werden wie IG Farben und KraussMaffei daran verdient haben.

Meinst Du die Russen wollen Krieg?

Meinst Du die Deutschen wollen Krieg?

Oder die Franzosen, die Chinesen, die Mexikaner?

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Was sättigt mehr: „Freiheit“ oder „westliche Werte“ ?

Kennen Sie diesen Tucholski: „… Die Freiheit konnte man jleich mitnehm – det Brot hatten se noch nich da, … “

Und haben Sie schon bemerkt, dass die Lebensmittelpreise unbedeutend angestiegen sind?

Die Antwort ist wirklich nicht leicht. Wer hat schon mal Freiheit gekostet? Wer hat eine Vorstellung davon, wie damit der Magen gefüllt werden kann? Wie sagte er: Erst kommt das Fressen und dann die Moral, oder so ähnlich und Freiheit ist ja wohl der Moral zuzuordnen. Und „Fressen“ der Unmoral? Jedenfalls ist dem „Fressen“ egal, ob mit Moral oder ohne, wie der Satz von ihm ja schon sagt.

Und die „Westlichen Werte“? Was ist das eigentlich, so ein „Westlicher Wert“? Kann man ihn anfassen? Essen? <Weiß nich>. Eher doch wohl nicht. Ist eher so was, was wir uns einbilden. Einer dieser „westlichen Werte“ soll die „Freiheit“ sein. Mehr fällt mir gerade zu westlichen Werten nicht ein. Aber an irgendwas muss der Mensch doch glauben.

Die Unterrichtshilfen (www. unterrichten.zum.de) zählen noch Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit und Demokratie und Individualismus und Toleranz auf. Andere sagen, es seien nur Worthülsen.

Menschenrechte? Was hat der Mensch, was hat jeder Mensch für Rechte, die als westliche Werte zu verteidigen wären?  Die wären aus meiner Sicht: Das Recht auf Unversehrtheit des Körpers (kein Töten, kein Krieg, keine Verletzung und Folter), das Recht auf Essen (jeder muss die Möglichkeit haben, sich und seine Angehörigen, durch eigenen Anbau oder durch Tausch der eigenen Arbeitserzeugnisse, zu ernähren; jedem, der das nicht kann, steht trotzdem Nahrung zu!), auf Unterkunft ( der Schutz vor Kälte und Nässe, die Gewährleistung von Schlaf), auf Kommunikation (auch in der heutigen Zeit gehört dazu nicht unbedingt ein Smartphone), auf freie Meinungsäußerung, auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. (Es gibt noch mehr: Bildung, Gleichberechtigung, freier Glaube, usw.)

Aber diese Menschenrechte sind nicht „westlich“, sie sind universal für alle Menschen.

Rechtsstaatlichkeit? Was, bitteschön, ist ein „Rechtsstaat“? Ein Staat an sich ist schon ein Unrecht. Mir fällt jedenfalls kein Staat ein, der das „Recht“ (Welches?) als erste Aufgabe sehen würde. Das hier und da gemeinte Recht, wenn überhaupt etwas gemeint ist, bezieht sich auf juristisches Recht. Dieses aber wird vom Staat für die Nutznießer des Staates gemacht und notfalls verbogen.  Und Nutznießer des Staates sind einige wenige Staatsbürger, nämlich die Inhaber der Macht. Das ist ein „westlicher Wert“! Das Recht des Staates sorgt für das Wohlergehen der Machtinhaber und das sind nicht die Bürger, oder jedenfalls nur ganz wenige von allen. (Aber das gibt es auch in nicht-„westlichen“ Staaten)

Demokratie? Siehe Rechtsstaatlichkeit.

Individualismus? Ja, das ist wirklich interessant. Hier liegt vielleicht der Kern des Pudels. Der Mensch ist doch nur Mensch, weil es um ihn herum Menschen gibt, die mit ihm reden, die ihm Ideen geben und mit denen er tauschen kann. Wenn der Mensch nicht seine Vorfahren hätte und seine Kinder, dann wäre er nicht in der Lage, sein Leben zu gestalten und auch die Hauptaufgabe des Lebens: sich zu entwickeln und fortzupflanzen, könnte er nicht erfüllen.

In der „westlichen Welt“ wird der Individualismus über alles gestellt. Jedenfalls wird es so propagiert: Freie Fahrt für Freie Bürger. Jeder ist seines Glückes Schmied! Freiheit! Das ist aber nur Propaganda. Nur wer das Geld für einen Bugatti hat, kann auch einen Bugatti fahren. Glück und Freiheit sind käufliche Werte. Wenn einer von den Vorgaben abweicht (nicht wenigstens das allerneuste Smartphon begehrt), dann strebt er nicht nach Glück. Individualismus drückt sich im ausgewählten Klingelton aus. Dabei ist es doch eher Gleichmacherei.

Ja, hier unterscheiden sich doch die „westlichen Werte“ von den „östlichen“. Dem Westbürger, wo auch immer er lebt, ist das Bewusstsein, dass er nur in der Gemeinschaft leben, überleben und sich entwickeln kann, gründlich, aber nicht restlos ausgetrieben worden. Statt dessen wird „Solidarität“ eingefordert , als wenn man die einfordern könnte!

Toleranz? Tolerant sind wir, man hat uns das im Westen anerzogen, solange es unserem Wollen nicht widerspricht. Autofahrer sind tolerant gegenüber Autofahrern, manchmal, Fahrradfahrer sind tolerant gegenüber Fahrradfahrern, solange sie schnell genug sind. Voraussetzung für Toleranz ist Wissen und innere Ruhe. Man muss also am Morgen Joga gemacht haben. Wer macht das schon? Und mit der Bildung ist es im westlichen Deutschen Volk auch nicht weit her.

Machen wir uns nichts vor. Früher, eher also, hatten die Herrscher des Reiches Deutscher Nation und die anderen, (die Queen feiert ja gerade ihr Thron-Jubiläum,) den Glauben an den einzigen Gott in der westlichen Welt, die drohte eine östliche zu werden, sie hatten ihren Glauben, Im Namen des Herrn, dieses Herrn ließ sich alles, aber auch alles, begründen. Jede Schweinerei, jeder Mord, jede Misshandlung, das Verhungern, der Krieg, die Fronarbeit, bis aufs Blut, einfach alles. Heute sind es die westlichen Werte. Das Freiheit und die Autofahren. Und natürlich FastFood und Joga. Alles was wir im „Westen“ erfunden haben.

Meint ihr, die Russen sind auf McDo angewiesen? Sie malen einfach einen neuen Namen aufs Schild und schon haben sie ostwestliche Werte und ihr eignes FastFood. Und es gibt auch Piroggen und Boretsch. Was brauchen sie den amerikanischen Traum, wenn doch Sibirien so unendlich ist und der erste Kosmonaut/Astronaut/Taikonaut (Raumfahrer) ein Russe war und die erste Frau im Weltraum, die dort die Menschenrechte der Frauenmenschen verteidigte und repräsentierte, eben auch aus dem großen Land kam, mit der eigenen Rakete.

Der erste Schwarzamerikaner im Weltraum kam allerdings aus US-Amerika, mögen manche einwerfen. Und das ist wahr. Das ist einfach war, dagegen kann keiner was sagen, da sind westliche Werte, die da in den unendlichen Himmel flogen! Ein Schwarzer! Aus Amerika, wo die Sklaverei abgeschafft wurde! Das macht ihnen keiner nach! Da werden westliche Werte sichtbar! Aber im Bus gab es getrennte Abteile für die Farben Schwarz und Weiß.

Im Osten wurde in einem großen Land die Leibeigenschaft erst 1905 vollständig abgeschafft.

Ach ja, die „Westlichen Werte“. Sei Kreuzzugzeiten gibt es sie und werden sie verteidigt. Oft, fast immer, außerhalb des Westens. Immer geht es um Handel, Rohstoffe, – früher nannte man schwarzafrikanische Sklaven „Schwarzes Gold“, heute wird das Oel so benannt – Geld und Macht. Immer geht es darum, Geld zu verdienen, Profit zu machen. Niemals ging es um Leben, friedliches Auskommen, Ernährung, Wohlstand für alle oder so was, weil ja das weniger als Ausdruck „westlichen Werte“ gezählt wird. Putin nun mag genau das andere (Schillers Balladen, die Märchen in deutscher Sprache und Malerei und schwere Klassische Musik, auch einen gut gebrannten deutschen Korn) am Westen. Jedenfalls macht es den Eindruck.

Putin ist übrigens einer der „Westlichsten“ Politiker des gefühlten Ostens. Wenn Putin nicht Putin wäre und ein richtiger Russe auf den Thron käme, dann brauchte der keine Rücksicht mehr nehmen, auf die Sympathien für „westliche Wert“, Deutschland, McDonalds, Goethe, Wagner, van Gogh, in seiner breiten russischen Brust. Dann summt der ein Volkslied (Donkosaken) stopft sich ein weißes Tonpfeifchen, wie ehemals Katharina, die Grosse, und haut oben drauf, bis der „Westen“ ein „leicht zu überblickender, geschmolzener Ort“ sein wird.

Vielleicht sollte der „Westen“, wenigstens aber „Europa“ aufwachen. Der Mensch, der einfache, braucht ein Dach über dem Kopf und keine Raketen und atomwaffentragende Bomber; er braucht zu essen, vom Feld und aus dem Garten, ohne den täglichen Chemiemix, der uns krank macht, uns und die Kinder. Der einfache Mensch braucht die Freiheit, zu sprechen mit und zu seinem Nachbarn. Und der Nachbar braucht die Freiheit zu widersprechen. Und er braucht kein Liederbuch der Konzerne, damit er in diese profitheischenden Lieder einstimmen kann, wie in den Kirchen einst und jetzt. Der einfache Mensch, braucht seinen Nachbar und seine Eltern und seine Kinder und alle brauchen sie Bildung, diese Welt zu begreifen, denn dann kann ihnen keiner mehr erzählen: Dieser Krieg ist unvermeidbar und Waffen schaffen Frieden.

Aber nein, wir singen die Lieder – und der Deutsche singt, pervers, auch noch englisch-sprachig gegendert – der Aktionäre. Wir ernähren sie an unserer Brust und wischen ihnen…. Das führt zu weit.

Es gibt keine „Westlichen Werte“. Es gibt Essen und Wohnung, Humanismus, Aufklärung und Solidarität, Frieden und Austausch. Der Mensch ist nicht sein eigener Feind. Nur ganz wenige, kranke, sind jedes Menschen Feind. Es kommt darauf an, sie zu erkennen und zu bezeichnen. Laut.

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