Ich habe einen Traum

Ich habe jetzt aufgehört zu arbeiten. Das Auto habe ich abgeschafft. Ich habe ausgerechnet, dass ich pro Tag 6 Euro und 34 Eurocent spare, wenn ich nicht zur Arbeit fahre. Außerdem schont es die Umwelt. Da ich das Auto ganz abgeschafft habe, bekomme ich die schon bezahlten Steuern wieder und die Versicherungsbeiträge, jedenfalls teilweise. Ich bleibe früh länger im Bett, bis das Licht ausreicht, dann stehe ich auf. Waschen brauche ich mich nicht, weil ich mich im Bett nicht schmutzig gemacht habe und frühstücken auch nicht, weil ja gleich Mittag ist.

Ich habe mir ein Beispiel an den Griechen genommen und bin den Vorschlägen seiner Finanzberater gefolgt. Das bringt es! Ich spare jeden Tag! Das funktioniert. Beim Bäcker habe ich Kredit. Beim Fleischer auch. Wenn am Ende des Monats das Geld aufgebraucht ist, dann gehe ich zur Bank. Ich gehe einfach zur Bank und sage: „Mein Geld ist alle, ich brauche neues“, dann gibt mir die Bank Geld. Ich bezahle 17 Prozent Zinsen dafür. Na und? Wenn ich wieder Geld brauche, dann gehe ich wieder zur Bank und borge wieder Geld. Zwischendurch kann ich sogar meine Schulden beim Bäcker und beim Fleischer tilgen. Bei der Bank auch. Ich hole mir Geld, drehe eine Runde ums Haus und bringe ein Teil des Geldes in eine andere Bank. Die senden dann die überwiesene Summe auf mein Konto. Ich habe Geldeingänge, ha!

Nun hat mich die Bank schon mal gemahnt, sie wollen mit mir sprechen. Sie wollen wissen warum das Loch immer größer wird.

Das wird sich ändern. Der Bank habe ich versprochen noch mehr zu sparen. Ich habe mir eine kleine Druckmaschine gekauft. Sie ist zwar noch nicht bezahlt, aber ich kann Schuldscheine drucken. Geht ganz prima.  Die trage ich zur Bank. Zum Bäcker auch. Und ich verspreche hoch und heilig, wenn ich wieder zu richtigem Geld kommen sollte, dann löse ich sofort die Schuldscheine ein. Versprochen!  Solange werde ich noch ein wenig sparen. Ich könnte den ganzen Tag im Bett bleiben, dann brauchte ich gar nicht mehr zu essen. Und ich nutze keine Schuhe ab. Das wird alles ganz prima! Zwischendurch werde ich versuchen meine Schuldscheine an die Börse zu bringen. Irgendwie muss ich ja wieder zu richtigem Geld kommen. Vielleicht finden sich ein paar minderbemittelte, die die Schuldscheine kaufen. Sollen die doch für hartes Geld arbeiten gehen, damit sie meine Schuldscheine kaufen können. Und dann fahren sie zur Arbeit und geben Geld aus und gehen wieder arbeiten, damit sie Geld verdienen, was sie ausgeben können, um zur Arbeit zu fahren und zu frühstücken, damit sie nicht vor Hunger vom Bürostuhl kippen und dann können sie meine Schuldscheine an der Börse erwerben. Selber Schuld. Ich kann mich derweil im Bett auf die andere Seite drehen.

Dann klingelt der Wecker.


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