Dieser Tage tönte es aus dem norddeutschen Radio: Obama will abrüsten. Der Militäretat der USA wird geschrumpft, es wird künftig nur noch die Fähigkeit zur Führung eines Krieges aufrechterhalten. Andere Medien üben sich ebenfalls bei der Deutung der Rede. Jeder auf seine Weise. Die Wahrheit klingt an, wenn zusätzlich Generalstabschef Martin Dempsey zitiert wird: „Wir werden immer in der Lage sein, mehr als eine Sache zu tun.“
Bei diesem Radiosender, weil öffentlich gefördert, sollte man Wahrheit und Sachverstand voraussetzen. Leider haben sie nicht nur abgeschrieben, sondern noch ein wenig Phantasie walten lassen und Obama fast die nachträgliche Legitimation für den Friedensnobelpreis verschafft.
Zur Richtigstellung: Obama hat sich keinesfalls in diese Richtung geäußert. Die USA wird nicht abrüsten, sie wird nur etwas langsamer rüsten. Die USA wird sich nicht zurückhalten bei zukünftigen Kriegen; auch wird sie nicht auf ihre selbst bestimmte Rolle als Weltpolizist verzichten.
Nach dem Abzug der Truppen aus dem Irak und der Umverteilung der Kosten für diesen Schauplatz auf zivile Staatshaushaltskonten der USA, sind wieder Soldat und Material frei für eine neue Aufgabe. Vielleicht ist die neue Aufgabe der Iran, vielleicht will ja Washington nur den Einfluss der Chinesen in Pakistan zurückdrängen. Nachdem die Pakistaner die Nachschublinien der USA für Afghanistan durch ihr Land unterbrochen haben und gemeinsame Manövern mit China durchführen, dürften sich einige US-Amerikaner persönlich angegriffen fühlen.
Die deutsche Nation ist derweil mit der Wulf-Affäre und der Unter-5-Prozent-Partei beschäftigt.
Wer ist denn dieser Wulf, dass er für die Nation so wichtig geworden ist?
„Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg.“ Der geschichtsgebildete Bürger wird sich an dieses Wahlplakat erinnern. Da war der Reichspräsident noch wer, da hatte er noch Bedeutung, wie die Geschichte zeigt. Dieser Wulf da ist ein Krümel auf dem Drehtisch der Geschichte. Hat er sich jemals mit einer käsemesserscharfen Rede hervorgetan? Hat er den Willen der Bürger durchgesetzt beim Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan? Hat er einmal die Regierenden an ihren Amtseid erinnert? Krempelt eine Entscheidung für oder gegen ihn die Richtung der deutschen Politik um?
Nichts dergleichen. Die Kanzlerin hat ihren Lieblingsbundespräsidentenposten mit einem schönen Mann besetzt. Sie scheint einen Hang dazu zu haben. Es gibt keine Qualifikation, die man vorweisen muss um Präsident des deutschen Volkes zu werden. Höchstens die, daß er sich den herrschenden Grundsätzen und den Werten von Freiheit und Demokratie verpflichtet fühlt. Und die wird ihm sowohl von der Kanzlerin, als auch von den anderen Noch-Unterstützern der Union nachgesagt. Und der Herr Wulf sieht sich dementsprechend auch bestätigt in seiner Haltung.
Vorteilsnahme, Einschränkung der Freiheit der Medien,…., Vorwürfe, die zurzeit noch abgestritten werden. Aber jeder Bürger fühlt es: Es sind nicht nur Vorwürfe. Und: was auch immer ihm jetzt vorgeworfen wird, scheint wichtiger Bestandteil dieser Werte der Demokratie zu sein.
Der Bürger dieses Landes kann natürlich diese Werte nur in seinem beschränkten Umfeld nachleben. Da ist der Bürgermeister, der seinem Freund einen Bauplatz günstig verkauft, da ist der Gemüsehändler der die Tomate mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum verkauft, da ist der Autokontern, der seine Autos trotz der bekannten Sicherheitsmängel auf den Markt bringt. Jeder in seiner Welt.
Die Kanzlerin bastelt derweil mit Sarko an der vereinten Zurechtschrumpfung Europas.
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