Zum 1. September: „… ab 5.45 Uhr wird zurückgeschossen.“

Ukraine: Am Freitag passierte der Konvoi die russisch- ukrainische Grenze. Die Kiewer Regierung lässt die Städte Lugansk und Donezk mit Artillerie  beschießen. Am Sonntag sind die Hilfsgüter des Konvois in Lugansk verteilt. Am letzten Freitag werden russische Truppen in der Ukraine festgenommen. Beweise stehen aus. Putin versucht immer noch zu deeskalieren.

Im Fernsehen laufen die Dokumentationen über die deutschen U-Boote im zweiten Weltkrieg. Der Anfang 1945 einsatzbereite neue Typ 21 hätte zwar das Ende nicht verhindern können, aber er hätte das Ende doch hinauszögern können, so meint der Sprecher. Der gesamte Beitrag verdammt natürlich den Krieg und den Faschismus, bzw. Hitler, aber die Leistung der deutschen U-Bootmänner und der deutschen Ingenieure ist selbstverständlich unbestritten.  Ja, die Leistung deutscher Ingenieure! Überhaupt, sie haben ganz hervorragende Leistungen erbracht. Wenn man sie nur hätte machen lassen, vielleicht wäre alles ganz anders gekommen. Und die deutschen Generale, wenn man sie hätte nur machen lassen. In der bundesdeutschen Republik durften die übriggebliebenen weiterträumen. Und es waren derer viele, die in den Amtstuben überlebten. Sie träumten und staubten ein. Aber sie träumten nicht nur, sie trugen die Gedanken überall hin: in die Schulen, in die Stadträte, in die Unternehmen, in die Radio-und Fernsehstationen.  Und in den Hirnen ist nicht nur das „Untermenschentum“ der Ostvölker und der Südvölker und der Araber und der Chinesen verhakt, sondern auch der Gedanke, den Krieg als legitimes Mittel zu nutzen, um die deutschen Unternehmensinteressen in der Welt durchzusetzen. Dass der deutsche Michel nichts davon hat interessiert in den Führungsetagen nicht. Hat nie interessiert, wird nie interessieren. Der deutsche Michel muss nur davon überzeugt werden, dass es ihm nutzt. Dann stimmt er den Kriegskrediten zu  und läuft mit dem Karabiner oder dem Sturmgewehr den feindlichen Stellungen entgegen. Es gibt das „Eiserne Kreuz“ postum oder das Bundesverdienstkreuz, Leistung soll sich lohnen.

Leistung.

Leistung soll sich lohnen. Leistung lohnt sich. Wer nur gewillt ist die Leistung zu erbringen, der schafft es auch vom Tellerwäscher zum Millionär. Welche schöne Mär. Manche glauben sie immer noch. Den Menschen zu erzählen, glaubhaft zu machen, dass Leistung sich lohnt, das Leistung zum Erfolg führt, dass ist eine der Hauptaufgaben jeglicher freiheitlich demokratischer Sprachrohre. Demokratische Teilhabe – Wähle eine Partei und Du wirst die Politik dieses Landes mitbestimmen. Bringe Deine Leistung im Betrieb, und Du wirst entsprechend entlohnt. Die tägliche Praxis belehrt uns. Das Schwimmbad wird geschlossen, trotzdem alle gewählt haben. Die Strompreise werden erhöht, obwohl alle Energie sparen und Windmühlen aufgebaut werden. Und der neben Dir, der zehn Stunden am Tag im Büro ist, auf den Urlaub verzichtet,  damit der Laden läuft, der ist immer noch kein Millionär, er ist nicht einmal Abteilungsleiter geworden.

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“, so war das sozialistische Leistungsprinzip. Der Marx‘sche Satz lautet dagegen: „ Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“

Warum der Ostblock unterging? Weil die sozialistische Wirtschaftsweise nicht in der Lage war die Bedürfnisse der Bevölkerung in dem Maße zu erfüllen, wie es erforderlich gewesen wäre. Die Bedürfnisse sind eben nicht alle erfüllbar gewesen. Nicht alle für alle gleichzeitig. Dabei war, entgegen geläufiger Propaganda, nicht die sozialistische Wirtschaftsweise an sich, sondern der Stand der Produktivität schuld an dem Dilemma.

Der Westen und die „Marktwirtschaft“ hat dieses Dilemma nicht. Im Westen war und ist die Wirtschaft in der Lage die Bedürfnisse der arbeitenden  Bevölkerung zu erfüllen. Essen, hochwertige Kleidung, Reisen, technische Gebrauchsgüter auf der Höhe der Zeit, für alle (, die in Arbeit sind,)erschwinglich, Autos, Mobilität, selbst Kultur. Jeder der die Leistung erbringt („jedem nach seinen Leistungen“) kann an den Gütern der Marktwirtschaft teilhaben. Die Produktivität der Betriebe ist hoch und der Ausstoß reicht aus, für den „leistungswilligen“ Teil der Bevölkerung auch die, nicht alle, Bedürfnisse zu erfüllen. Was nicht erfüllt werden kann wird ihnen ausgeredet(Für ein Schwimmbad ist kein Geld da.) 

Die Produktivität reicht aus. Zwar nur für den zwei  Drittel der Bevölkerung in den entwickelten Industrieländern, aber das reichte aus, in Verbindung mit der Propaganda, das Gefühl der Bevölkerung in einem Wohlfahrtsstaat zu leben, zu erhalten. Das alles auf Kosten der übrigen Welt, die „Dritte“ genannt. Aber das spielte keine Rolle, die können und konnten sich nicht wehren. Die Näherinnen in Bangladesch,  die Krabbenpuhler in Marokko, die Bohrmaschinenmonteure in Honkong, die haben keine Stimme, die haben keine Lobby, die tauchen nicht auf in der Rechnung des Wohlfahrstaates. Das Unproduktive wird ausgelagert. Wie der Müll nach Afrika oder in den Pazifik gekippt wird.

Dadurch wird die Produktivität in den Industriestaaten selbst hochgehalten. Unproduktives auf andere abwälzen.  Müsste die Marktwirtschaft alle diese Lasten mit tragen, wäre die Effektivität und der Wohlfartsstaat dahin. Alle die Asiaten, Neger und alle anderen, würden mit am Tisch sitzen und auch ihre Bio-Tomate und den Kühlschrank und das gemauerte Haus und das saubere Wasser verlangen. Aber sie tun es ja. Einige von ihnen ertrinken gerade wieder im Mittelmehr. Gestern wurden 117 von ihnen tot aufgefunden.

Der Ostblock mit seiner sozialistischen Produktionsweise (und Lebensweise) konnte das nicht. Die Un-Produktivität auslagern widersprach den Grundsätzen. Und das hatte natürlich Auswirkungen auf die gesamte Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Die sozialistische Produktionsweise produzierte zwar Waren, sie tat es sogar sehr effizient (entgegen der immer wieder propagandistisch verbreiteten Meinung ),  aber eben nicht ausreichend um alle Bedürfnisse der gesamten beteiligten Bevölkerung in gleichem Maße zu erfüllen. Hier einen kleinen Ausflug in die Leistungsfähigkeit:

Die DDR hat bis 1954 etwa 99 Milliarden DM an Reparationsleistungen an die Gewinner des Krieges gezahlt. Die BRD eine Milliarde. Der jährliche Realeinkommenszuwachs der DDR-Bevölkerung lag zwischen 1980 und 89 bei ca. 4,4 Prozent. In einem Zeitraum also, in dem sich in den westlichen Industrienationen das Realeinkommen negativ „entwickelte“, also zurückging. Die Staatsverschuldung der DDR lag bei ihrem Ende bei lächerlichen 19 Milliarden DM, die der BRD zum gleichen Zeitpunkt bei einer Billion. Eine weitere Verschuldung der DDR gab es übrigens nicht, denn der Binnenmarkt, wenigstens alles, was  „volkseigen“ hieß – also inklusive der Banken, war im Grunde ein riesiger Konzern, der nur interne Verrechnungsschulden zwischen den Abteilungen hatte.

Die BRD übernahm bei der Wiedervereinigung den Goldschatz der DDR – 60 Tonnen. (damals ein Gegenwert von ca. 1Milliarde €), dazu Kunst-und Kulturschätze, Maschinen, Bodenschätze, Immobilien, Seen, Wälder, ausgebildete Arbeitskräfte, Kultureinrichtungen usw. Und die Betriebe waren keineswegs alle „marode“ wie immer und mit wachsendem Erfolg propagiert wird. Schließlich bezogen mehr als 6000 BRD-Betrieb Waren aus der DDR, die sie dann im Westen verkauften. Dazu gehörten neben Schuhen und Kinderwagen auch Computerteile und Computerdrucker.  Mit der „Wiedervereinigung“ geschah der größte Raub am Eigentum des deutschen Volkes überhaupt.

Der Sozialismus hat seine Unfähigkeit erwiesen. Er war nicht in der Lage sozial zu sein und gleichzeitig die materiellen Bedürfnisse der  zu befriedigen.  Das bleibt einer zukünftigen Gesellschaft noch als Aufgabe. Die „soziale Marktwirtschaft“ , deren sozialer Teil nicht mehr so richtig zu erkennen ist, eigentlich nie war, hat hier einen großen Teil der Aufgabe schon bewältigt. Die Steigerung der Produktivität zu Höhen, die es heute schon zulassen würden jedem Bürger einen ausreichenden Lebensstandart zu ermöglichen, bei dem fast alle seine Bedürfnisse befriedigt werden würden, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die vor kurzem durch die Medien geisternde und noch nicht beendete Diskussion um das „unbedingte Grundeinkommen“ zeugt von den aufgekommenen Überlegungen in den Führungsebenen. Keiner wird gezwungen zu arbeiten, jeder macht das was er will und kann, und sein Lebensunterhalt ist trotzdem durch die Gesellschaft gesichert. Und das kommt dann nahe an die Marx’sche Forderung: „ Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“.

Es riecht also stark nach Kommunismus. Das können sich die Herren der Schlossallee aber im Augenblick gar nicht vorstellen. Sie sind auch viel mehr mit dem Ausweiten der Macht  beschäftigt. Und mit dem Geldmachen.  Deutschdemokratisch werden auch Waffen nach dem Irak geliefert. Und deutsche Soldaten sind schon da. Mit Krieg lässt sich immer noch viel mehr Geld verdienen als mit humanitärer Hilfe. Der von Russland angebotene humanitäre Korridor wird ignoriert.

Während dessen aber wird weiter die Produktivität gesteigert. Auch durch Entlassungen. Natürlich, je höher die Produktivität, umso weniger Menschen müssen arbeiten. So wie die Gier nach Macht uns jetzt in den Krieg treiben kann, so wird die Gier nach Geld dafür sorgen, dass die Betriebe, die Produktion immer effizienter wird, immer weniger Menschen arbeiten und immer mehr Menschen von den milden Gaben des „Sozialstaates“ leben müssen.  Immer mehr Menschen werden „überflüssig“, für die Produktion, aber auch als Konsumenten. Vielleicht ist es ja das Ziel die eine „überflüssige“ Menge durch Ebola umzubringen und den „Rest“ durch einen neuen Weltkrieg.

Schönen Sonntag.

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