Neben der letzten Meldung über den letzten Sprint von Ösil über den, ach so grünen, Rasen, tropft nur noch ein wenig Ukraine aus den Radionachrichten. Und dann die Meldung, die wievielte eigentlich, zur Gedenkfeier des Kriegsausbruches von 1914. Hundert Jahre ist es her, ein Grund zum Gedenken.

Das Attentat von Sarajevo wird als Kriegsgrund genannt. Aber es war nur ein willkommener, vielleicht auch geförderter Anlass. Etwas seriösere Beiträge in den Medien schummeln sich durch die Nennung der Einzelheiten um den Kriegsgrund herum. Ernsthafte Analysten machen die „entstandene Unwucht“  der imperialen Staaten Europas und der Welt und das Streben nach „nationalem Prestige“ für den Krieg verantwortlich. Dabei wäre es ganz einfach zu sagen: Der Grund dafür, die Völker aufeinander zu hetzen, war die herrliche Aussicht auf maximalen Profit in der Kriegsindustrie und das Machtstreben, die Machtgier Einzelner. Krupp und Konsorten haben nie die Rechnung aufgemacht. Ihnen wurde auch sonst die Bilanz nicht wirklich vorgehalten. 17 Millionen Tote gegen Gold und Macht. Heute noch.

Den Alten in grauer Vorzeit gesteht man noch zu, dass sie Kriege aus Eroberungswillen, aus Gewinnstreben, aus Machtgier angezettelt haben. Alexander durfte bis nach Indien mit seiner Streitmacht, weil er fremde Völker beherrschen wollte, Julius, der Caesar, durfte sich Unterägypten erobern, weil er auf die reichen Ernten scharf war.  Bei den Kreuzfahrern darf gelegentlich gesagt werden, dass es ihnen weniger um die heiligen Güter des Heiligen Landes ging, als um Eroberung, fremde Schätze, die Beherrschung der Handelsrouten in die Gewürzländer und Weizenfelder. Die Nachfolger des Kolumbus durften die Eingeborenen Amerikas wegen der vermuteten Goldschätze umbringen und die Cowboys des wilden Westen die Indianer wegen der fetten Weiden und der Bodenschätze ausrotten. Das alles darf gesagt werden, es wird gesagt und ob man das in Ordnung findet, oder nicht, die Gründe werden vom modernen und halbwegs gebildeten Menschen nicht verleugnet. Machtgier, Geldgier, alle Hindernisse beseitigen, die den maximalen Profit oder die absolute Herrschaft  behindern, das wird den vergangenen Herrschern als ausreichenden Grund, Krieg zu führen, zuerkannt.

Bei den neueren Kriegen ist das verpönt. Selbst den allerbesten Journalisten der  allerbesten Journaillen der modernen freiheitlichen Welt ist es unter Strafe verboten, die wahren Gründe für die modernen Kriege zu nennen.  In Afghanistan darf es nicht um Öl und die Eindämmung der Russen gehen, in der Ukraine geht es natürlich nicht um wirtschaftliche Interessen oder um die Eindämmung russischer Macht. Im Irak spielt natürlich auch nur der Kampf um Freiheit und Demokratie eine Rolle. Und eigentlich sind das ja auch keine Kriege. Es sind Aufbauhilfen und innerstaatliche Konflikte. So war und ist es in Syrien, in Libyen, in Kenia, in Ruanda, im Sudan, in Mali, im Yemen….

Die Lüge ist offensichtlich. Sie wird auch nicht besser oder wahrer, wenn sie tausendfach wiederholt wird. Aber diese Wiederholungen lassen uns abstumpfen und schließlich geben wir es auf, darüber nachzudenken oder gar zu protestieren. Zuerst gegen die Lüge und dann gegen die nächsten Million Tote.

Ach ja, Fußball. Wenn ich in der Hitze Fußball spielen sollte, wäre ich auch ein wenig lustlos. Die Prämien sind ja auch eher bescheiden. Jedenfalls wenn die dreißig Millionen  Jahresgehalt auch ohne die blöde Weltmeisterschaft gesichert sind. Und schließlich gewinnen ja alle, irgendeine Nationalmannschaft, Adidas, Puma, die Fifa, ja und wer auch immer noch.

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