Es ist nicht einfach in dieser Zeit etwas Positives zu schreiben. Ja, wenn der Papst nicht abdanken, sondern sein Amt für vollständig abgeschafft erklären würde,  das wäre eine Nachricht, die eines positiven Kommentars würdig wäre.

Oder wenn statt einer scheinheiligen Debatte über rumänisches Pferdefleisch (Die bösen Rumänen!), sich die Supermarktketten verpflichten würden, nur noch regional erzeugtes Pferdefleisch (Die armen Pferde!)in die Lasagne zu mischen.  – Mit entsprechender Kennzeichnung natürlich und Bio-Siegel!

Oder wenn die Gewerkschaft gleichzeitig mit dem Streikaufruf am Hamburger Flughafen auch einen Zug anmieten würde, um die Geschäftsreisenden mit der Bahn nach Berlin, Frankfurt a.M. oder München zu bringen.

Oder wenn die  Frau (ehemalig: Doktor) Schawan nicht wegen des verlorenen Titels, sondern wegen der selbstständig erkannten Unfähigkeit zurücktreten würde.

Oder wenn vor der diesjährigen Bundestagswahl mal die bekannte, aber ausgeleierte, Stasi-Hetze gegen Gysi ausbleiben würde und stattdessen alternative Gesellschaftsmodelle diskutiert werden.

Oder wenn, statt dauernd vom Ende der jetzigen Krise und im gleichen Atemzug der Beginn der nächsten Krise zu berichten, der Verbot von Finanzspekulationen jeder Art verkündet würden.

Aber das ist vielleicht das Positive: Es gibt immer vor dem Ende der laufenden Krise den Beginn der nächsten. Wir befinden uns in einer permanenten Krise, jedenfalls die Wirtschaft, das Geldwesen, das eigene sowieso und nur wenige Menschen hören überhaupt noch das Wort „Krise“ in der täglichen Berichterstattung. Das Chaos ist allgegenwärtig. Und eben die Krise.

Krise ist derzeit die Bezeichnung für einen permanenten Zustand. Kein Ausnahmezustand (Wikipedia: „… bezeichnet eine problematische, mit einem Wendpunkt verknüpfte Entscheidungssituation.“), sondern  Normalität. Und wir leben darin, wir überleben, manchmal geht es uns sogar gut, wenn wir zum Beispiel beim Italiener gut gegessen haben, mit Freund oder Freundin, wenn wir  am Sonntagabend vom Skatverein zurückkommen, oder so. Manchmal denken wir gar nicht dran und oft denken wir gar nicht dran und dann leben wir das normale Leben und da ist keine Entscheidung in Sicht, keine problematische Situation und einen Wendpunkt sehen wir auch nicht.

Und das ist doch positiv! Es ändert sich nichts! Es wird zwar nicht besser, aber schlechter vielleicht auch nicht!

Rating 3.00 out of 5
[?]