Das U-Boot. Es sinkt nicht…

Alle Dinge sind Waren. Diese haben einen Geldwert. Sie haben auch noch einen anderen Wert, den Gebrauchswert.

Waren sind Dinge, die einen Wert haben. Zuerst haben sie einen Tauschwert. Dieser drückt sich in der gerade üblichen Währung des Landes aus. Dieser Geldwert, dafür bekommt man die Ware, die Banane im Supermarkt, das Fahrrad im einschlägigen Fachhandel, die Fräsmaschine beim Maschinenbaubetrieb in Shanghai und das UBoot in Kiel.

Dann haben die Waren noch einen Gebrauchswert. Die Banane brauchen wir um den Hunger zu stillen, das Fahrrad, um zum Frisör zu fahren, die Fräsmaschine um neue Maschinenteile herzustellen. Das UBoot brauchen wir nicht, aber es lässt sich verkaufen, weil es Leute gibt, die denken, dass sie es brauchen.

So wie andere Dinge auch. Junior denkt, dass er neue Klingeltöne auf seinem Hany braucht, gut, kann er sich kaufen, ist eine Ware. Mutti denkt, dass sie außer ihren anderen 99 Paaren auch noch die grünen Sandalen braucht, gut, kann sie sich kaufen. Pappi denkt, dass er einen Spezialhammer mit ergonomischeren und austauchbaren Griffschalen braucht, obwohl er schon einen Hammer hat, den er schon seit 22 Jahren benutzt, und  der ihm immer gute Dienste geleistet hat, gut, gibt’s im Baumarkt, ganz neu reingekommen und in der Werbung, Sonderangebot, kann er sich kaufen.

Aber irgendwann sind genug Hämmer im Werkzeugschrank und Junior sieht ein, dass es nicht sehr sinnvoll ist auch das allerletzte Feature für sein Handy zu kaufen, oder es fehlt einfach das Geld, weil (in diesem Fall jedenfalls) der Pappi die Arbeit verloren hat. Wegen der Rationalisierung in seinem Betrieb: „Weniger produzieren mehr!“ Es lief gerade die dritte industrielle Revolution.

Dann ist Feierabend mit dem kaufen. Dann bleibt die Industrie auf den so unheimlich wirtschaftlich produzierten Waren sitzen. Das nennt man dann Überproduktionskrise. (Daraus lassen sich dann DotCom-Krise, Finanzkrise, Griechenlandkrise, Eurokrise machen)

 Die Damen und Herren Wirtschaftsweisen brauchen nur einen Blick in ein Auftragwerk zu werfen: „Das Kapital“. Dieser Marxs hat da keinen Murks gemacht. Darin bekommen sie erklärt, warum sie gerade dabei sind die gesamte Weltwirtschaft an die Wand zu fahren.  Und sie bekommen erklärt, warum sie keine Chance haben, weder wenn sie sparen, noch wenn sie weiterhin Kredite ausgeben, diese Wirtschaftswelt zu retten.

 Es gibt eine Überproduktion an Waren. Die gibt es immer mal wieder. Daran hat man sich gewöhnt. Daran haben sich auch die jeweils gefragten Wirtschaftsweisen gewöhnt. Sie sagen mal das voraus, mal raten sie zu einer Verhaltensweise ganz anderer Art und immer hoffen sie darauf, dass die Zeit alles wieder richtet. Die Zeit richtet alles wieder. Bis jetzt hat die Zeit immer wieder alles gerichtet. Die Überproduktion wurde ins Meer geschüttet, oder durch einen Krieg vernichtet oder … Jedenfalls lief irgendwann alle so wie vorher. Nur der Rat der Wirtschaftsweisen, was auch immer sie bisher geraten haben, war dabei vollkommen ohne Belang. Man hätte sie weder fragen brauchen, noch hätten sie ernsthafte überlegte Antworten geben müssen.

 Das wäre nun alles nicht so schlimm. Die Betriebe könnten einfach die Belegschaft ein paar Wochen in den Urlaub schicken, solange, bis wieder Bedarf nach Fahrrädern da ist. Aber, das, genau das, wollen die Herren der Betriebe nicht, denn in dieser Zeit verdienen sie kein Geld. Und das ist ja der eigentliche Zweck des Produzierens.

Der Zweck ist nicht etwa die Herstellung von Waren. Der Zweck ist „Geld verdienen“. Weil das mit der Herstellung und dem sich anschließenden Verkauf von Waren bisher ganz gut zu machen war, deswegen wurde produziert.

Wer sich einbildet, dass Kindernahrung zum Zwecke der gesunden Ernährung der Kleinen Erdenbürger produziert wird, der möge sich mal ansehen was auf dem Beipackzettel steht und der möge sich erzählen lassen, was nicht auf dem Beipackzettel steht! Wer das immer noch glaubt! Armer Irrer!

Und wenn es um die Ernährung ginge, warum müssen dann die da unten im schwarzen Afrika hungern?

Aber das nur nebenbei.

 Da mit dem normalen Verkauf von Waren kein oder nicht mehr genug Geld zu verdienen ist (Der deutsche Automarkt ist gesättigt, die Verkäufe sind seit einiger Zeit rückläufig), sind die Damen und Herren auf das Verdienen von Geld durch Geld ausgewichen. Das hat sich als gute Sache erwiesen(für die Handelnden). Wirklich. Durch die Freigabe des Geldes als Handelsware sind Unmengen von Geld verdient worden. Die umgeschlagene Geldmenge an den Börsen übersteigt die umgeschlagene Menge durch Warenverkäufe um das zigfache. Und es ist auch viel einfacher. Es brauchen keine Waren transportiert werden, es braucht nur noch einen Computer und eine schnelle Datenverbindung. Die dritte industrielle Revolution macht’s möglich.

Es brauchen auch keine Ware mehr hergestellt werden. Inzwischen wird die Industrieproduktion zurückgefahren. Industrie braucht keiner mehr, Geld kann ja auch anders verdient werden.

 Nun haben ja alle Banken den alten Trick mit dem Geld verdienen durch Zinsen schon lange vor Christus begriffen, aber das was jetzt mit dem Geld gemacht wird, das überstieg und übersteigt  jegliche Hoffnungen der alten Geldsäcke. Da wird mit Geld gehandelt, das keinen Gegenwert hat. Da wird mit Geld gehandelt, dass nie einen Gegenwert in Waren bekommen wird. Und es braucht sich auch niemand einen Kopf zu machen, ob dieses Geld irgendwann einen Waren-Gegenwert bekommen kann. Es ist nur noch fiktiv.

Es ist auch besser sich keine Gedanken darüber zu machen, ob jemals ein Gegenwert existieren wird. Denn natürlich funktioniert das nicht. Es ist ein Kettenbrief- oder auch Schneeballsystem: Der jetzige Kredit wächst durch seine Zinsen. Er wird durch einen nächsten – dann natürlich größeren – Kredit abgelöst. Dieser muss wiederum abgelöst werden und so weiter. Das Ende ist bekannt. Die Leute, die daran verdient haben, verschwinden und werden nie gefasst. Die Dummen sind die anderen.  

 Der Mensch ist nicht mehr in dieser Rechnung enthalten. Die Produktion von Gütern und Waren ist in dieser Rechnung nicht mehr enthalten. Wir brauchen uns nur umzusehen. Wenn wir sehen wollen, dann sehen wir es: Arbeitsplätze werden abgebaut. Sozialleistungen werden gestrichen. Renten werden real gesenkt, Straßen vergammeln, Schwimmbäder werden geschlossen usw.

In seinem (krankhaften) Zwang immer mehr Geld verdienen zu wollen und zu müssen fährt die Elite der Weltwirtschaft diese Weltwirtschaft gerade an die Wand, mit Hilfe ihrer Helfershelfer in der Politik.

 Das ist keine Konjunkturkrise. Das ist eine Strukturkrise. „Ahoi!“, sagt der Kapitän des maroden Dampfers als er das Rettungsboot besteigt zu seinen Heizern, „Bitte liebe Leute, löscht das Feuer unter den Kesseln bevor wir sinken, sonst explodiert uns der ganze Kram noch.“


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.