Unterstellen wir mal, dass „Streben nach Glück für jeden Einzelnen“ zum großen Plan der Demokratie und der Freiheit gehört. Was sind die Amerikaner doch schlau…. Den gleichen Sinn legte auch unser guter alter Fritz in den Satz „Jedem nach seiner Fasson…“
Jeder darf für sich beanspruchen das für ihn größtmöglichste „Glück“ zu erreichen. Bleibt die Frage, wie er mit dem Glück der Anderen umgeht.
Das Zusammenleben in der Familie hat neben der sexuellen Logik auch eine wirtschaftliche. Aber nicht einmal das ist das Ausschlaggebende, sondern die gegenseitige Hilfe und die Weitergabe von Wissen, Erfahrung und auch menschlicher Wärme. Ganz früher war es die Großfamilie, die das Überleben des Einzelnen erst möglich machte. Robinson Crusoe (falls den noch jemand kennt) war keineswegs ganz alleine auf sich gestellt, als er auf dieser Insel einsam vor sich dahinvegetieren musste. Er hatte nicht nur seinen Freitag, er hatte auch all die Erfahrungen und das Wissen und die Lebensmanier seiner Vorfahren und seiner Mitmenschen mit auf die Insel gebracht. Nur darum konnte er überleben. Sonst wäre er nicht einmal in der Lage gewesen sich ein Feuer zu machen.
Die Großfamilie gibt es nicht mehr. Die mittelgroße Familie droht auszusterben, selbst die Kleinfamilie zeigt Auflösungserscheinungen. (Damit fällt ein großer Teil der Erziehung innerhalb der Familie weg, aber das ist ein anderes Spielfeld.)
Was also, wenn jeder seinen Anspruch auf persönliches Glück in die Realität umsetzt? Dann muss er notgedrungen gegen die anderen arbeiten, gegen die Mitglieder seiner Familie notfalls, aber auf jeden Fall gegen die Interessen der anderen Mitglieder der ihn umgebenden Gesellschaft, gegen seine Mitmenschen. Denn alle, alle versuchen ihren Anspruch auf größtmögliches eigenes Glück geltend zu machen.
Aber was, was ist Glück? Obwohl in den Studien zu lesen ist: „Geld alleine macht nicht glücklich“, ist doch nach landläufiger Meinung ein Glück ohne Geld schwer erreichbar. Und die Praxis und Erfahrung vieler Menschen unterstützt diese Auffassung.
Das führt wiederum zur größtmöglichen Vernichtung menschlichen Algemeingutes, menschlicher Kultur und auch menschlichen Lebens. Derjenige, der sein eigenes größtmögliches Glück verwirklicht, ist gezwungen mit allen Mitteln zu diesem Glück zu streben.
Das Streben nach möglichst viel Besitz, Geld und Macht ist das Ergebnis des oben postulierten Anspruchs auf persönliches Glück. Vor Raub und Mord schrecken die meisten Menschen (Gottseidank) zurück. Das ist das Ergebnis der Erziehung innerhalb der menschlichen Gesellschaft und jahrtausendalte Erfahrung der gesamten Menschheit: Erschlägst Du den Nachbarn, dann kann er Dir den Rasenmäher nicht mehr leihen!
Einige aber setzen sich über die Erkenntnis hinweg. Und haben Erfolg damit. Sie erhöhen die Preise an den Tankstellen, planen und bauen einen vollkommen sinnfreien Großbahnhof, lassen die technischen Anlagen der Atomkraftwerke vergammeln und führen Kriege um Baumwollfelder und Ölquellen. Sie vernichten Nahrungsmittel, sie zerstören Gebäude, sie löschen Wissen und Museen aus, sie töten.
Wer meint, dass Fortschritt so und nur so zu machen ist, wenn sich der Stärkere und also anscheinend auch der stärkere Geist durchsetzt, sollte sich mal die intelligenten Leistungen derjenigen ansehen, die da agieren und damit Erfolg haben: Sind die Brüder ALDI etwa geistige Größen und haben vielleicht die Glühlampe erfunden? Hat Oskar Fischer mit seiner Intelektuellen Leistung als Außenminister den Menschen auf dem Balkan ein Leben in Frieden und Wohlstand gebracht? Nein, sie nehmen uns das Geld aus der Tasche und inszenieren Zerstörung und Tod. Geschaffen haben sie weniger als Nichts. – Außer für sich selbst.
Nehmt ihnen die bunten Kleider weg und gebt der inneren Stimme nach: „Die haben ja gar nichts an!“
Warum schwimmen solche Leute oben? Warum können sich solche Leute einen goldenen Lebensabend machen, während die Anderen, die die Autos bauen, einen neuen Staudamm entwerfen, Tag um Tag in der Notaufnahme des Krankenhauses arbeiten, es als höchstmögliches Glück empfinden ihre Jahre nach der 67 im eigenen Garten, halbwegs abgesichert zu verbringen?
Am Telefon sagte mir diese Woche jemand: Eine neue Revolution muss her!
Was soll aber werden nach dieser Revolution? Es wird wieder Leute geben die auf dem einen Gebiet besonders intelligent sind: Streben nach dem eigenem Glück auf Kosten anderer. Und alles geht von vorne los. Der einzige Weg, scheint mir, ist es, die jetzt Lebenden stark zu machen. Sie müssen ihre gemeinsame Intelligenz, die in den Jahrtausenden erworbene feste Erkenntnis, dass es nur das Miteinander, die gegenseitige Befruchtung, das eigene Überleben, das eigene Glück und den gemeinsamen Fortbestand bringen können, einsetzen.
Es ist nicht so schwer, vernünftig in diesem Sinne zu handeln: Alle neu anfangen lassen, ohne Kleider, Man muss lediglich seinem und dem gemeinsamen Instinkt nachgeben: Niemandem darf erlaubt werden sein Glück, mit allen Mitteln, auf Kosten anderer zu erreichen. Dafür gibt es Gesetze, Staat und Demokratie. Demokratie in ihrem eigentlichen Sinne: Herrschaft des Volkes.
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