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Un-Heile Welt

Gesellschaft und Utopie

Das Buch „Kohärenz“ von Ralph Edenhofer

Heile Welt

Herr Edenhofer hat ein Buch geschrieben. Das hat er schon mal gemacht. Aber ich habe bisher von ihm nur dieses eine gelesen. Ich habe es bis zur Seite 141 gelesen, bin dann auf die Seite 258 gesprungen und habe dort weitergelesen. Ich konnte mir bei Seite 140 nicht vorstellen, dass da noch irgendwas kommen könnte, was mich überraschen würde. Ich kann nicht sagen, ob das von Seite 141 bis 258 der Fall gewesen wäre, aber für die Seiten ab 258 kann ich sagen, dass es eigentlich keine Überraschungen mehr gegeben hat.

Warum ich trotzdem bis zur Seite 377 weitergelesen habe? Nun, Spannung hat das Buch ja. Und gefällig geschrieben ist es auch. Es macht also Spaß, es zu lesen und das reicht ja in den allermeisten Fällen aus, ein Buch nicht aus der Hand zu legen.

Aber für mich ist dieses Buch auch bemerkenswert. Für mich bricht es mit meinem bisher Erlebten in der SF-Szene der (west)deutschen Buchwelt – die ich eigentlich nicht kenne, da mir lediglich „Perry Roden“ und Stephen King als typisch für diese Gegend einfällt. Orwell und Wells zähle ich nicht dazu, denn das sind Werke die unbestritten einer anderen Welt angehören.

Zurück zum Buch. Ein Bild von einer heilen Welt in der fernen Zukunft. Der Mensch hat keine materiellen Sorgen mehr, das Leben des Einzelnen kann bis in die Unendlichkeit ausgedehnt werden, die Menschheit wächst zahlenmäßig ins Unendliche. Was für eine schöne Welt, möchte man meinen. Aber diese Welt hat auch gravierende Fehler und sie werden deutlich durch den Autor hervorgehoben. Darauf baut er seinen Konflikt auf.

Niemand stirbt mehr. Jedenfalls muss niemand mehr wegen eines verbrauchten Körpers sterben, es wird ihm ganz einfach ein neuer Körper zur Verfügung gestellt. Der Geist wird in einer digitalen Konserve aufgehoben und kann wiederverwendet werden. Wie schön. Ein Menschheitstraum ist erfüllt, das ewige Leben.  

Der Geist allerdings und wir kennen das aus unserem digitalen Leben, verschleißt. Unsere Konserven der digitalen Welt, etwa Filmkopien auf DVD, verschleißen mit der Zeit. Die Filme verlieren Pixel. Oder der Computer, den wir lange benutzten, stürzt dann immer öfter ab. Irgendwann ist die Festplatte so mit zerstückelten Programmen belegt, dass eine Neuinstallation notwendig wird. Natürlich verlieren wir dabei wichtige Daten. Oder es gibt einen einfachen Stromausfall….

Wenn der Geist des Menschen verschlissen ist, wir nennen es in unserer Welt wohl „Demenz“, versinken sie in einen zunehmenden Zustand der Entrückung von der Welt und sterben endlich, weil sie keinen neuen Körper mehr annehmen oder bekommen. Das ist die Lösung, führt aber zu steigenden Einwohnerzahlen, weil es eben mit den „Defekten“ nicht so schnell geht, wie mit dem Kindermachen. Dieses ewige Leben in der Zukunft ist aber nur eine nebenbei-technische Konstruktion, die dabei hilft den Konflikt der Protagonisten im Buch aufrecht zu erhalten.

Beim Lesen treten Fragen auf. Es gibt keinen Missbrauch der Konserve, es gibt keine Unstimmigkeiten, keinen ernsthaften Streit. Ist die Menschheit so zufrieden, dass sie gar nicht mehr zu Meinungsverschiedenheiten, zu Eifersucht, Missgunst, Machtmissbrauch, kommt? Sind wirklich alle Probleme mit der Behebung materieller Engpässe beseitigt?

Eine zweite, die entscheidende, Konstruktion für die Geschichte ist die Schaffung der Kohärenz. Es ist erstrebenswert, keine Kriege mehr zu erleben. Besonders wenn in naher oder ferner Zukunft immer wieder die Gefahr eines Atomkrieges mit dem Ergebnis der Auslöschung der gesamten Menschheit über unseren Häuptern schwebt, ist es ein nicht abzuweisender und verständlicher Wunsch, Kriege an sich unmöglich zu machen.

Angehaltene Welt

Und doch ist da etwas. Da entsteht dieser Konflikt. Es darf in dieser Welt der Menschen keine technologischen Entwicklungen geben. Der Autor hat die unterschiedliche Entwicklung, besonders im technologischen Bereich, der Menschen auf den verschiedenen Welten/ Erden/ Siedlungsräumen als die Ursache von Kriegen ausgemacht. Und aus diesem Grunde wird die technische und gesellschaftliche Entwickelung unterbunden und wenn jemand dagegen verstößt dann droht die physische Vernichtung.

Der Held der Geschichte hat die Aufgabe, zu überwachen, dass niemand in seinem Sonnensystem vom Grundprinzip der Kohärenz abweicht, das eherne Gesetz übertritt. Der große Zusammenhalt aller menschlich besiedelten Sonnensysteme soll über gleichschnelle Entwicklung erreicht werden. Wenn eine Menschheit in einem Sonnensystem das Prinzip verletzt und etwa technologischen Fortschritt erforscht und zu erlangen versucht, so sind die „Revisoren“, wie eben auch der Protagonist, zuständig für die Vernichtung der gesamten Menschheit des Planetensystems. Millionen, vielleicht Milliarden Menschen sterben.

Ist das erstrebenswert? Was sind da unsere Kriege in der Jetztzeit, wenn nachher Milliarden umgebracht werden, wegen der Einhaltung des Prinzips? Die Begründung der Regierenden dafür ist, dass es der Untergang der gesamten Menschheit ist, wenn das Prinzip nicht eingehalten wird.

Der Autor hat da ein Problem. Es lässt sich mit seiner Sicht auf die Dinge auch nicht lösen. Ist es heute notwendig, alle Atomforscher umzubringen und das Wissen über die Atomenergie zu vernichten, damit die Menschheit nicht in einen Atomkrieg kommt? Dazu ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Es herrscht weitgehend Einigkeit, dass es nicht sinnvoll ist, alle Atomphysiker umzubringen und dass es auch nicht möglich ist, den Fortschritt der Technologie mit dieser Vorgehensweise aufzuhalten.

Der Autor ist in eine ferne Zukunft gereist, in der alle Träume und Ideen der Kommunisten erfüllt sind. „Jeder nach seinen Bedürfnissen!“ Die Voraussetzung dafür ist es, ausreichende Menge von allem bereitzustellen. Es sollen alle aus dem Überfluss schöpfen können, der nicht unter ihren Bedürfnissen und Wünschen zusammenbricht.

Gleichzeitig ist hier der große Vorwurf gegen eine Gesellschaft im Überfluss verarbeitet. Das „Schlaraffenland“ in dem einem die gebratenen Gänse in den Mund fliegen und Müßiggang die bevorzugte Beschäftigung ist, wird hier als allgegenwärtiger Zustand genommen. Das große Ziel ist erreicht, Tod, Krankheit, Mangel, Unfreiheit in jeder Form ist besiegt, Gleichheit herrscht überall.

Was für ein Alptraum! Keine Entwicklung mehr, nur noch Müßiggang, der Innovationsgeist der Menschen, der Menschheit, ist gebrochen.

Alternativen?

Das ist ein Vorwurf der auch gegen den Traum vom Kommunismus gerichtet ist, so wie ein „westlich denkender“ Mensch es versteht. Wenn alle gleich viel haben und jeder hat genug, wie soll es dann noch die Menschen zur Entwicklung inspirieren?  Und Stillstand ist gleich Untergang. Die Gleichmacherei unterdrückt den Innovationsgeist und die Freiheit des Einzelnen in Denken und Handeln. Es ist nicht nur der volle Bauch, es ist auch die Unterdrückung von Fortschritt und Denken, die der Kommunismus aus dieser Sicht hervorbringt und angeblich zu seiner Stabilität braucht.

Materiell ist diese Welt möglich. Sie liegt gar nicht so sehr in der Ferne. Zwar ist es technologisch noch weit hin, bis wir lichtschnell oder nahezu lichtschnell in andere Galaxien reisen können, aber den allgemeinen Wohlstand auf der Erde könnten wir in wenigen Jahrzehnten ausrufen. Wir produzieren genug Güter, um die ganze Menschheit mit genügend Nahrungsmitteln, lebenswerten Unterkünften, Gesundheitsdiensten, Altersversorgung und auch mit der gegenwärtig modernen und erstrebenswerten Technik versorgen zu können.

Noch können wir das alles nicht im Überfluss bieten, aber alles ausreichend für alle.  und gleichmäßig verteilt, auch gerecht und befriedigend.

Wir Menschen als Menschheit haben jede Menge Potential. Wir müssen nur vernünftiger produzieren, manche Dinge nachhaltiger machen, gerecht verteilen, lokale Gegebenheiten nutzen und stärken. Das geht und wir haben die Technologie, bald einen Überfluss an materiellen Gütern, auch für alle, bereitzustellen.

Vernünftiger wäre allerdings nur das Benötigte herzustellen. Aber auch das ist möglich.

Selbst Gleichberechtigung, individuelle Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit lässt sich herstellen. Und das nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch zwischen den Völkern. An vielen Stellen braucht es nur eine andere Denkweise, das Weglassen von hassschürender Propaganda, die Unterbindung von Gier der Reichen, ausreichende Bildung, auch in Geschichte.

Das sind die Sichten eines einseitig gebildeten und von der herrschenden Auffassung des herrschenden Systems, nämlich dem Kapitalismus, beherrschten Gehirns.

An keiner Stelle, jedenfalls ist mir keine aufgefallen, geht der Autor auf die Prozesse der Herstellung der Güter ein. Es passiert alles automatisch, anscheinend braucht es keiner menschlichen Einflussnahme mehr, um alles zu richten und doch machen die Menschen ja was. Die Erstbesiedler erforschen den Planeten, sorgen für die Entwicklung einer Biosphäre, nachdem sie die Geosphäre geordnet wurde.

Aber wer macht es, wer treibt das an, wer bezahlt das? Wer trifft Entscheidungen was, wann, wo und wieviel produziert wird? Der Eigentümer all der Produktionsmittel sollte ermittelt werden. Derjenige trifft dann auch so schwerwiegende Entscheidungen über den Tod von Milliarden und den Tod der gesamten Menschheit.

Wenn an die Stelle der jetzigen Triebkräfte, dem Trieb nach persönlichem Reichtum und Macht und dem Zwang immer besser zu sein, als der andere Produzent, weil sonst der eigene Untergang ansteht, eine andere Triebkraft, nämlich das Streben nach Bedürfnisbefriedigung des Einzelnen, wie auch der Menschheit insgesamt, tritt, dann ist der Entwicklung kein Hindernis entgegengesetzt.

Wenn an Stelle der jetzigen Kriegsgründe, nämlich der Profitgier der Rüstungs- und anderen Konzerne, dem geschürten Hass, der Gier nach Macht der Obersten, die Gleichheit, Achtung, Gerechtigkeit, das Gesetz, treten würde, wenn vor allem die Gier beseitigt wäre, dann bräuchte es keine Kriege. Technologieunterschiede bedeuten nicht automatisch Krieg. Es kann zum friedlichen Austausch von Technologie kommen, wenn alle Parteien das Beste für alle Parteien wollen. Krieg vernichtet, Technologie hebt.

Alles Feinde

Der Mensch ist des Menschen Feind? Der Mensch ist ein Tier? Der Stärkste setzt sich durch? Was für absurde Theorien. Was für hässliche Propaganda! Der Mensch ist Mensch und konnte sich als Menschheit auf diesem unseren Planeten behaupten und überleben, weil er eben in der Gemeinschaft zusammengehalten, sich gegenseitig geholfen, Technologien und Kultur weitergegeben hat. Der Mensch hat sich mit und gegen die Natur (und das Klima) behauptet. Und das konnte er nicht allein dank einzelner Akteure (Helden, Unternehmer), sondern nur in der Zusammenarbeit erreichen.

Wenn alle Menschen Feinde wären, dann wäre diese Spezies längst vom Erdenrund verschwunden.

Wenn alle Menschen Helden wären, wer würde die Säuglinge nähren, die Windeln wechseln, Kartoffeln anhäufeln, das Essen zubereiten, Holz hacken, Öl fördern?

Wenn alle Menschen erfolgreiche Unternehmer wären, könnte es keine Insolvenzen mehr geben, würde es keine noch besseren Staubsauger geben und schon gar keine Saugroboter.

Dem Marxismus wird der Vorwurf gemacht, er schlösse den „menschlichen Faktor“ aus seinen Überlegungen aus. Es wird behauptet, dass Gier, Neid, Missgunst usw. dem Menschen innewohne und dass immer einer besser als der andere wäre und einer immer mehr haben wolle als andere haben.

Es ist so, die Menschen sind nicht gleich. Nicht einmal Frösche sind einer wie der andere. Aber deswegen bringen sich doch Frösche auch nicht gegenseitig um. Sie teilen nicht, wenn Not da ist, das können nur Menschen, oder auch Löwenmütter mit ihren Kindern.

Aber wenn die schlechten Eigenschaften nicht propagiert werden und nicht geschürt und wenn die Gierkranken ein wenig mit Regeln in Zaum gehalten werden, dann funktioniert das menschliche Zusammenleben ganz ohne Hass und Todschlag.

Die Produktionsmittel gehören allen. Das heißt nicht, dass sie keinem gehören, sondern dass alle teilhaben daran und an den Ergebnissen, der Produktion. Die Entscheidungen werden lokal für die lokale Bevölkerung getroffen und global durch das Zusammenwirken aller. Die technischen Mittel für Gerechtigkeit, Kontrolle und Durchsetzung sind da und entwickeln sich.  Die ethischen Regeln müssen sich auch nach und nach entwickeln, das aber funktioniert nicht, wenn einzelne auf Grund ihrer ökonomischen Macht auch die Propaganda und die Gesetzgebung und deren Durchsetzung beherrschen.

Dass lässt der Autor aus. Vermutlich hat er von der Marxschen Theorie gehört, vom „Kapital“ und der gängigen Kritik, aber für sein Buch ist es nicht relevant. Ein gesellschaftlicher Entwurf in dieser Richtung, das wäre es wert mal durchzuspielen. Vielleicht ist dann diese Schrecklichkeit, Milliarden umbringen zu müssen und das um Stillstand durchzusetzen, zu vermeiden.

 

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Null Covid Bock!

Ich habe so die Schnauze voll. Wie weit muss der Verstand gelitten haben. Vor kurzem ging so eine Kampagne durch die Medien. NullCovid oder ZeroCowid oder #ZeroCovid ist die Initiative, die scheinbar von LINKS ausgeht und auch die Betriebe, Fabriken, Schulen und Büros schließen will und die Aufsicht über den totalen Shutdown an die ArbeiterInnen übergeben will. Es geht um die ABSOLUTE Stilllegung, um TOTALES Runterfahren aller Aktivitäten.

Wie weit muss der Verstand gelitten haben, wie weit muss das Geschwür der Dummheit sich schon vorgearbeitet haben, wie weit muss das Wissen aus den Köpfen schon ausgeblasen worden sein durch Xbox-Ballerspiele und „Hartz aber herzlich“ und Seifenschmierentheater??

Null, total, absolut, das ist schon mitten drin in ein einer absoluten Welt, in einer Welt der Diktatur, des Faschismus! Und es ist die scheinbar linke Bewegung, die dem noch Vorschub gibt. Die Säuberung des Reichstages von der Opposition geschah noch gegen Widerstand in der politischen Welt. Die Säuberung des Bundestages von der Opposition scheint schon vollzogen. Jedenfalls sind es nicht die sogenannten linken Kräfte, die da in der Gegenwehr sind.

Seht euch um: Die Gesichter sind verschwunden, das Lächeln, die Menschen weichen sich aus, scheuen jede Berührung, sehen sich nicht mehr in die Augen, Tanz, Sport und Spiel sind verboten, fröhliche Kinder nur noch hinter verschlossenen Türen, arbeiten erlaubt, für den Sieg, Alte gehören weggesperrt, sind überflüssige Fresser, Freiheit ist Schweigen, Kritik ist leugnen, Null ist Alles, die Grenzen werden geschlossen, jeder ist Niemand, die Impf-Helfer wachen über die Volksgesundheit, die Uniformen sorgen für Jeden. Seht euch nicht um.

Es ist an der Zeit die Betriebe nicht mehr zu betreten, ja. Bleibt vor dem Tor stehen. Atmet die frische Luft, zeigt eure Gesichter! Natürlich mit Abstand.

Ich habe so die Schnauze voll. Um ziebzehn Uhr, wenn ich von der Arbeit komme läutet immer die Kirchenglocke auf dem Turm. Es ist niemand gestorben. Sie läutet immer, vielleicht läutet sie auch gar nicht und es nur ein Tonträger, der regelmäßig abgespielt wird, um die Zeit anzuzeigen, besser anzuhören. Die verscheißern uns ja überall. Meine Oma erzählte, wie immer die Heldenglocke geläutet wurde, wenn einer gefallen war. Dann haben sie es aber verboten. Es waren zu viele und das macht Angst.

Vielleicht haben sie es ja jetzt auch verboten, die Glocken zu läuten Ich habe jedenfalls dieses Jahr die Totenglocke noch nicht gehört , nur einmal, da ist Pfarrer Rendtmeier gestorben. Aber der war 96, nicht Fan, war er ja auch, aber er hat immer den Mädchen in die Backen, die Hinterbacken, gekniffen. Er war 96 Jahre alt. Jedenfalls hat er keine Chorknaben vernascht. Eher mal einen über den Durst getrunken. Und gestorben ist er trotz Corona. Hat er gesagt. Wenn das jetzt so ist, hat er gesagt, dann müßte er vielleicht noch ein Weilchen auf dieser Erde bleiben, damit er seine Schäfchen aufklären kann. Die sind ja alle so verloren, die werden ja so verscheißert, er kann es ja sagen, ihm tut keiner mehr was. Aber tot ist tot.

Jetzt kommen die Nachrichten. Ich muss gleich los zur Arbeit. Die Kinder zum Schulbus bringen, heute kriegen sie wieder einen neue Maske, wer soll das jeden Tag bezahlen, sie reißen sie sich vom Gesicht und dann sind sie dreckig und dann müssen sie eine Neue haben. Dann ich zum Bus, in die andere Richtung.

17tausend Infizierte bei 34tausend Inzidenzien und 8 belegten Betten von 7prozent ins Schienbein. Ich höre da nicht mehr hin. Das ist unlogisch.

Und dann der Wetterbericht mit trocknen Wolken. Mir reichts. Wenn die wenigstenss die 6. Klasse erreicht hätten, die solche Zahlen raushauen, dann könnten die sich das selber ausrechnen. Da stimmt irgendwas nicht.

Vorsicht, Achtung:  Das ist eine Textaufgabe, lasst euch von euren Eltern helfen! Wenn von 15.000 Krankenhausbetten in einem Land 2 Krankenhäuser geschlossen werden und wenn also 1500 Krankenhausbetten und davon 25 Intensivbetten und davon waren 20 Betten belegt, wenn also das Krankenhaus wegrationalisiert wurde, weil es einfach keinen Gewinn eingefahren hat, das ist ja verständlich, wenn es heute also weg ist, wieviel Intensivstationsbetten stellt es dann heute zur Verfügung? Richtig, vollkommen richtig! Gut und wieviel davon sind dann bei 80% Auslastung belegt? Die wollen uns verscheißern. Mit mir nicht. Schmiert Euch Eure Zahlen in die Haare!

Ich sitze im Büro. Heimarbeit ist nicht, habe ich abgelehnt. Hat auch der Chef abgelehnt. Ich hätte die ganze Ausrüstung mitnehmen müssen. Da sitzen wir. Absaugvorrichtung, die in der ersten Woche eine angenehme Lautstärke hatte, jetzt aber zieht es und ich habe schon den zweiten Schnupfen durch in diesem Winter und mit dem Kollegen treffe ich mich an der Kaffeemaschine. Trotz der rumfliegenden Viren und Bazillen. Das hat uns die ganzen Jahre vorher auch nicht gestört.

Jetzt sollen wir uns auch noch testen lassen. Aber der Chef sagt, Quarantäne gibt es nicht, dann könnt ihr ja gleich im Homeoffize arbeiten. Und wer soll dann die Fahrer abfertigen?

Ich denke wir sollten dem Spuk ein Ende bereiten. Ob Virus oder nicht. Wenn die Leute sterben würden wie die Fliegen oder alle zusammen zu Hause krank im Bett liegen würden, dann müßte man vorsichtig sein, aber solange die sich hier alle auf Arbeit rumdrücken, was soll da der ganze Coronaspuk? Nur damit wir nicht in die Kneipe gehen oder in den Urlaub fahren können? Ne, ich habe die Schnauze voll. Ich höre da nicht mehr hin. Basta.

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Pünktlich wieder raus

Ist Ihnen das auch schon einmal so gegangen: Sie setzen sich pünktlich auf den Friseurstuhl. Es ist Fünfzehn Uhr, pünktlich. Der Zeiger rückt gerade auf die Zwölf. Die Friseuse macht im Spiegel ein freundliches Gesicht, wirft Ihnen den Umhang über und in diesem Augenblick kommt dieses Zeitzeichen im Radio und der Radiosprecher sagt in seinem gewohnt sachlichen Ton: „Beim letzten Zeichen war es genau 15 Uhr.“

„Nein“, denkst Du bei dir, nein, das Radio geht schon wieder fast zwei Minuten nach!“ Aber du sagst es nicht der Friseuse, erzählst nichts von deinen Gedanken. Vielleicht würde sie dann darüber nachdenken und dann müssten die Haare drunter leiden oder dein Angesicht.

So aber erzählt sie nur von ihrer Tochter und da das so mehr Selbstgespräche sind, du also nichts antwortest, nichts antworten musst, ist alles in Ordnung. Bewegen, vielleicht mit dem Kopf nicken, vermeidest du, jedenfalls, solange dir die Schere im Nacken klappert, sowieso. Solange  ist deine Schönheit auch nicht gefährdet.

Dann kommt im Radio diese Nachricht: Die USA haben den INF-Vertrag gekündigt! Die Friseuse hält inne. Und du spürst, Gefahr liegt in der Luft! „Diese Idioten!“ sagt die Friseuse. Sie klappert gefährlich mit der Schere in der Luft. Du duckst dich unwillkürlich ein wenig in deinem Stuhl.

Die Frau tritt einen Schritt von deinem Stuhl zurück. Du siehst es im Spiegel. Sie ringt mit der Fassung.

„Wie haben wir damals gejubelt“, sagt sie. Der Gorbatschow hat es geschafft. Er hat den Reagen rumgekriegt. Allerdings, wir haben uns damals schon gefragt, wie er das gemacht hat, wie er das erkauft hat und tatsächlich, die Abrüstung war ein wenig einseitig. Die Russen, damals ja noch Sowjetunion, haben Kernkompetenz“, sie kichert leise, und wiederholt „Kernkompetenz“ und betont dabei –Kern-, „die Raketen abgebaut und die Amis haben ihre Hauptwaffen, die Bomber und Fernraketen behalten.“

Da du jetzt außer Reichweite der Schere bist, wagst du eine Frage.

„Nein“, antwortet die Frau. „Nuklearsprengsätze wurden nicht  reduziert. Es wurde nur das Wettrüsten bei den Raketen mit Reichweiten von 500 bis 5500 KM beendet. Die Trägersysteme sollten beseitigt werden.“

„Warum war das so ein Erfolg, wenn die nukleare Gefahr genau so ist wie vorher?“

Die Friseuse lehnt sich an das Waschbecken. „Eine Rakete mit Nuklearsprengkopf vorzubereiten und  abzuschießen dauert nur wenige Minuten. Die Rakete fliegt von Westdeutschland bis Moskau weniger als eine Stunde. Ein Flugzeug mit einer nuklearen Bombe braucht länger in der Vorbereitung, länger für den Flug und ist leichter abzuschießen, bevor es das Ziel erreicht. Somit ist die Gefahr, einen überraschenden Nuklearschlag zu führen, wesentlich geringer. Und damit die Gefahr eines Kriegsausbruches.“

Ich nicke zustimmend. Das leuchtet mir ein. Dann will also die USA wieder mehr Kriegsgefahr. Das kann ich verstehen. Die werden von der wirtschaftlichen und finanziellen Macht der Inder, Chinesen und vielleicht Russen stark bedrängt. Die Flugzeugträger reichen nicht mehr als Abschreckung, denn die Chinesen haben inzwischen auch solche Dinger. Sogar die Inder haben einen gekauft. Da muss man endlich mal dagegenhalten, wenn solche billigen ehemaligen Kolonien jetzt aufmüpfig werden. Da braucht man Raketen, die bis nach Peking fliegen und nach Teheran und Moskau. Dann wird eben Polen zur Front, wenn dort die Raketen stationiert werden.  Polen ist schwach besiedelt. Da kann man so einige Raketen zur Abschreckung aufstellen. In der Türkei stehen auch Abschussrampen.

Ich äußere gegenüber der Friseuse die Hoffnung, dass Deutschland von der Stationierung von Abschussrampen verschont bleiben würde. Sie ist anderer Meinung. „Diese Regierung und jede andere werden aufs Geld gucken und die sind doch schon immer von den Amis gekauft. Da kann das Volk“, sie betont „DAS VOLK“, und es hört sich ein wenig verächtlich an, „ruhig zu einhundert Prozent dagegen sein, auch die Abgeordneten. Die amerika-hörige Regierung wird es wieder zulassen. Und dicke Pensionen beziehen.“

Ich protestiere gegen diese Meinung. Die Friseuse hebt drohend die Schere. „Das Grundgesetzt wurde von den Amis abgenickt und die bundesdeutsche Regierung hat in den letzten 70 Jahren keinen Beschluss ohne die Zustimmung der Amis oder der Industrie gefasst.“ Sie tritt von hinten an meinen Stuhl. „Aber lassen Sie mal. Es kommt wie es kommt. Als Volk brauchen wir uns darüber keine Gedanken zu machen.“ Zwischen den Schneiden der Schere höre ich meine Haare knirschen. Die Frau konzentriert sich auf ihre Arbeit. Ich verlasse unverletzt den Laden.

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Der Pfuhl muss zugeschüttet werden.

Ein See in Afrika, ein Krater-See des Nyiragongo, bestehend aus flüssigem Gestein, aus Lava,  produziert angeblich (wissenschaftliche Untersuchung = fake news) ebenso viel Schwefeloxid, wie die gesamte europäische Industrie.

Wenn also die Klimaschützer ernsthaft gegen die Klima-Killer-Gase vorgehen wollten, dann hätten sie hier ein lohnendes Objekt. Die Einstellung des Betriebes eines einzigen afrikanischen Vulkans würde die europäischen Klimaziele für Jahre sichern.

Aber, da ist natürlich noch die andere Sache. Mit der Schließung des afrikanischen Vulkans würden der Lärm in den deutschen Städten, der Smog an Sommertagen und die Feinstaubbelastung durch den Gummiabrieb bremsender und anfahrender Kraftfahrzeuge noch nicht beseitigt. Aber auch da findet sich sicher eine einfachere Lösung. Es muss sicher nicht an der Eigendefinition des freien Deutschen gekratzt werden: Am massenhaften Individualverkehr mit großen schnellen Automobilen. Sicher findet sich auch für das größte Ärgernis des freien Deutschen eine Lösung: den massenhaften und bremsenden Güterverkehr auf der Straße. Lassen wir den Verantwortlichen doch noch etwas Zeit.

Ein anderes Problem allerdings ließe sich mit der massenhaften Schließung afrikanischer Vulkane, wenn auch nicht beseitigen, doch aber wahrscheinlich vermindern. Wenn die Vulkane nicht mehr Feuer speien und Lava und totbringende Gase in die Umgebung entsenden, wird das Leben in Afrika wieder ungefährlich und lebenswert, und viele, die jetzt auf lebensgefährlichen Wegen nach Europa drängen, würden bei sich zu Hause bleiben.

Die Politik hat ja schon seit einiger Zeit erkannt, dass es seit einigen Jahren vermehrt Klimaflüchtlinge gibt. Auch bei den gegenwärtigen Diskussionen um die Regierungsbildung und die wichtigsten Fragen des deutschen Wohlstandes geht es genau um diese Frage. Dabei bezieht sich die Politik weniger auf die steigenden Zahlen der Flugreisenden in warme südliche Länder, sondern mehr auf die Ströme von Reisenden in den Norden des europäischen Kontinents. Dabei bietet der Norden doch bekanntlich ein wenig anheimelndes Wetter. Jedenfalls draußen. Seit Wochen regnet es. Und wenn erst vielleicht richtiger Schnee fallen würde….

Warum überhaupt ziehen diese ganzen Klimawanderer in den Norden? Wenn sie in den Süden ziehen würden, hätten sie einen viel kürzeren Weg! Und ungefährlicher als der Weg über das unberechenbare Mittelmeer ist es allemal!

Gib Gott, dass es bald eine deutsche Regierung für die freien Deutschen gibt. Die wird schon alles ordentlich regeln, oder?

 (Der fast 3.500 Meter hohe Stratovulkan Nyiragongo gehört zu den acht aktiven Virunga-Vulkanen im Grenzgebiet von Ruanda, Uganda und dem Kongo.)

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Oktober

Der erste Herbststurm ist durch. Es gab Tote. Die Stämme der Bäume, die die Straßen blockierten sind teilweise zersägt, aber wenigstens von der Fahrbahn geräumt. Frei Fahrt für freie Bürger. Unvorstellbar, wenn die Straßen für mehrere Tage unpassierbar blieben für die Berufspendler, die Einkäufer und die Konzertbesucher. Unvorstellbar für unsereins.

Die stehengebliebenen Bäume färben ihr Laub recht unterschiedlich. Die Nadelbäume bleiben vollkommen unberührt von der sich ändernden Stimmung. Goldener Herbst. In Nordamerika würde man „indian summer“ dazu sagen. Aber wir sind in Deutschland. Da sind wir selbst die „natives“. Da haben wir ein „Jobwunder“. Niemand bleibt stehen und sieht sich die bunten Blätter an. Keine Zeit.

Irgendwann im Oktober schoss der Panzerkreuzer „Aurora“ eine Platzpatrone in den Himmel von Petrograd. Das Signal zum Sturm der „Roten Garden“ auf das „Winterpalais“, in dem Provisorische Regierung Russlands ihren Sitz hatte. Ein Nebenschauplatz der Geschichte. Eine Kriegsgeburt, dieser Beginn einer neuartigen Diktatur, der „Diktatur des Proletariats“. Aber das Geschwür im Leib des Kapitalismus wuchs. Ein Tumor, der abgetötet werden konnte. Nicht zuletzt, weil aus der „Diktatur des Proletariats“ eine Diktatur ohne das Proletariat wurde.

Die Erinnerung aber, die Erinnerung an die Hoffnungen, die sich auch teilweise erfüllten, die bleibt und sie wird sich in den folgenden Generationen erhalten. Die Hoffnungen auf Gerechtigkeit, auf Menschenwürde, auf Brüderlichkeit und bewusster Zukunftsgestaltung für die Menschheit hat einen herben Schlag erhalten. Der Keim aber ist gelegt. Ein erster Versuch ist unternommen worden. Noch gibt es kein Schlussbild.

Es ist nicht mehr lang hin. Die Bäume werden auch ihre allerschönsten Blätter abgeworfen haben. Kahlheit. Aus Melancholie wird tropfende Traurigkeit. Die märkischen Kiefern behalten standhaft ihre Nadeln, die grünen. Die Fichten und Blautannen müssen zu abertausenden in die Wohnzimmer. Wegen der Hoffnung. Und wegen der Tradition. Und weil ohne dem das Weihnachtsgeschäft nicht läuft.

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