SpĂ€testens seit 9/11 haben wir es auf aller Welt mit Terrorismus zu tun, besonders aber in unseren zivilisierten westlichen LĂ€ndern. Flugzeuge stĂŒrzen ab, Menschen sterben; HĂ€user werden gesprengt, Menschen sterben; Autos werden gesprengt, Menschen sterben; Autos werden angezĂŒndet, keine Menschen sterben. Bisher kamen Medien und Politiker recht selten auf die Idee diesen Terrorismus der einheimischen rechten Szene zuzuordnen. Ein brennendes AuslĂ€nderheim war zwar Ă€rgerlich in einem demokratischen Staat, aber Terrorismus war das nicht. Gaddafi war schuld, der Volkssozialist, Bin Laden war schuld, der Islamist, die RAF war schuld, diese Kommunisten. Und als die Autos brannten, da musste es die extreme Linke sein.

Nun, sie ist auf dem rechten Auge blind, die Justitia, schon seit Kaisers Zeiten. Das ist nicht verwunderlich. In der alten Bundesrepublik durften nach ‘45 Altnazis in die höchsten RegierungsĂ€mter, durften Richter bleiben und bevölkerten weiterhin, nach erfolgreicher „Entnazifizierung“ die Lehrerzimmer der Schulen. Besonders aber wurden die Altgedienten in den Geheimdiensten gebraucht. Die Gesinnung haben diese Leute nicht unbedingt vor dem „Entnazifizierungskommission“ abgegeben. Sie haben sie, etwas vorsichtiger, in die Richterstuben, in die Amtsstuben und auch in die Schulstuben getragen. Vor allem aber in die Geheimdienste.

Die rechte Szene unterwandert vom Verfassungsschutz? Umgekehrt wird wohl eher ein Schuh draus: Der Verfassungsschutz ist massiv von rechter Gesinnung unterwandert.

Nationalismus an sich ist noch nichts GefĂ€hrliches. Nationalismus war einst das gute Ding, welches die Nation zu einer solchen machte und macht. Auch in seiner Form „Patriotismus“ wird dieser heute noch als durchaus positiv empfunden. Ein Amerikaner ohne Patriotismus wird als „unamerikanisch“ eingestuft. Ach ja, und gutgottglĂ€ubig muss er auch sein.

Patriotismus ist den Deutschen grĂŒndlich abgewöhnt worden. Dem Michel wurde eingeredet, dass er die Schuld an dem letzten Krieg trĂŒge. Und Schweigen ist sicher auch eine Sache, aus der Schuld entstehen kann. So weit so gut. Aber das Volk fĂŒr ewige Zeiten mit schuldbewusst gesenktem Kopf herumlaufen lassen, das funktioniert nicht. Vielleicht erwĂ€chst daraus sogar das Gegenteil. Und: Patriotismus, Nationalismus, Rassismus kann niemand einem Volk austreiben. Es kann unterdrĂŒckt werden, es kann durch AufklĂ€rung, durch Offenheit, durch gelebten und propagiertem  Internationalismus eingedĂ€mmt werden. Der Schutz der eigenen Person, der eigenen Kultur, der eigenen Scholle ist tief drinnen im Menschen. Die Kultur des Menschen, das was ihn zum Menschen macht, erst das erzeugt Toleranz gegenĂŒber andersfarbigen, andersdenken und in einer anderen Kultur lebenden Menschen.

Diese Woche laufen wieder zahlreiche Reportagen ĂŒber Hitler und die braune Zeit. Hitlers Bauprogramm in Berlin, Hitlers Frauen, Hitlers Filmemacher usw., usf. Auch eine Reportage, die klĂ€ren sollte, wie es Hitler gelang an die Spitze des deutschen Staates und an die unumschrĂ€nkte diktatorische Macht zu kommen und den mörderischen Krieg anzufangen. Die Schlussfolgerungen waren eher fade, wenn nicht sogar unwahr. Bis heute kommen sie nicht zu der Erkenntnis, wie es Hitler gelingen konnte ein ganzes Volk hinter sich zu scharen und in den grĂ¶ĂŸten aller Kriege mit den vielsten aller Toten zu drĂ€ngen. John Heartfield hat es eigentlich mit seiner Fotomontage „Millionen stehen hinter mir“ schon in den dreißiger Jahren gezeigt, Aber das kennen  die Kulturbanausen natĂŒrlich nicht. Oder sie wollen es nicht kennen. In den SchulbĂŒchern des deutschen Ostens war sie jedenfalls zu finden. Auch kennen die ehemaligen ostdeutschen SchĂŒler „Das Siebte Kreuz“ und den Film „Nackt unter Wölfen“ und den Torbogen, ĂŒber dem steht „Arbeit macht frei“. Das war Pflichtprogramm. Genau wie die obligatorischen Beziehungen zu auslĂ€ndischen, auch schwarzhĂ€utigen, Schulklassen in aller Welt. Das ist gelebter Internationalismus, das ist der Weg zur Kultur, zur Toleranz, zur Menschwerdung.

Wie jetzt zu erfahren ist, haben die rechten Parteien Gelder ĂŒber die verschiedensten KanĂ€le, auch ĂŒber die V-Leute des Verfassungsschutzes bekommen. Geld ist notwendig um FlugblĂ€tter zu drucken, BĂŒros zu mieten und FunktionĂ€re zu bezahlen (Wie schon zu Adolfs Zeiten). Um so besser, wenn das aus den Steuermitteln finanziert werden kann. Die Frage ist: Dummheit oder Methode? Wie könnte die rechte Szene ohne diese Steuermittel zurechtkommen? Blieben die FunktionĂ€re dabei, wenn ihnen nicht 100.000 Euro im Jahr vom Verfassungsschutz zugegeben worden wĂ€re? WĂŒrde deren Idealismus ausreichen? Sind die Herren FĂŒhrer bereit mit ihrem gesamten persönlichen Vermögen fĂŒr die Sache einzustehen oder ist es nicht eher umgekehrt, dass sie ihr Vermögen aus der Sache beziehen?

Der Gedanke vom Volk ohne Raum, die Idee von der sauberen Volksgemeinschaft usw., das sind Parolen, die sich leicht in den Köpfen festsetzen, vor allem in Köpfen, die schon in der Schule nicht viel ĂŒber die wirklichen Ursachen, Ziele und Auswirkungen dieser Ideen lernen, in Köpfen, die nach der Schule verzweifelt einen Ausbildungsplatz mit anschließendem Arbeitsplatz suchen, der fĂŒr die nĂ€chsten 45 Lebensjahre Sinn, ErfĂŒllung, Schönheit, ErnĂ€hrung, Sicherheit in ihr Leben bringen soll. Köpfe mit Augen drin, die tĂ€glich den Schmutz sehen, die LĂŒge und eigentlich etwas suchen, an dem sie sich festhalten können. Etwas Wahrem, etwas Schönem. Und was gibt es Schöneres als die Idee von der „Sauberen Welt“.

Der eine findet zum Papst, der nĂ€chste findet nichts, ein anderer bleibt bei den Scientologen hĂ€ngen, wieder ein anderer macht Yoga und der Rest hat ein „burnout“. Und manche gehen eben fĂŒr eine Weile in die braune Scene. Und bleiben solange sie (dank des Verfassungsschutzes und des Staates, der dahinter steht) ein gutes Auskommen haben, oder keine andere Idee finden.

Und hier kann ein Streichholz drangehalten werden, zu jeder Zeit. Die ZĂŒndmasse ist jederzeit erreicht. Leicht entflammbar.

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