Softpower

Joseph Nye, ein US-Amerikaner, ist im Mai im Alter von 88 Jahren gestorben. Bemerkenswert ist nicht das Alter, welches er erreicht hat, bemerkenswert ist die von ihm geleistete Arbeit bis dahin.

Er war einer der bekanntesten Experten für internationale Beziehungen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Während im bundesdeutschen Fernsehen die Hitler-Serien präsent sind, wird über das Konzept der komplexen Interdependenz und der „Soft Power“ (weiche Macht), der politischen Einflussnahme durch kulturelle und kommunikative Mittel wenig erzählt.

Das liegt nicht nur daran, dass das Eindringen der Hintergründe dieser Idee in die deutschen Hirne, in die Hirne des deutschen Michel, nicht nur schwierig wäre (dazu fehlt im Allgemeinen die Allgemeinbildung), sondern auch unerwünscht. Das Verstehen der Idee würde die Gründe für den Erfolg der USA bei den von diesen unterstützten vielgestalten Umstürzen und Verhinderungen neuer Ideen erklären. Es würde offenlegen, warum die USA ihre Macht über die ganze Welt ausbreiten und erhalten konnte.

Die elegante Methode der „Softpower“ öffnete die Beziehungen zwischen den Staaten, ermöglichte Migrationen, das Wirken von NGOs, die ständig wachsende Einflussnahme der Weltorganisationen (unter Leitung führender US-Unternehmen) auf Staaten und Hirne. Nicht nur (West-)Deutschland wurde eine Kolonie der USA, viele andere Staaten haben einen ähnlichen Status, viele bis heute.

Die Zeit der „Softpower“ scheint zu Ende zu gehen. Einige afrikanische Staaten wehren sich. Russland spielt nicht mehr mit. Trump droht den NGOs mit Entzug der Steuerfreizügigkeit und hat den Geldhahn für die USAID zugedreht. Trump will Geld verdienen. Er muss Geld verdienen, sonst bricht sein System zusammen, sonst muss er den US-Amerikanern selbst erklären, warum sie ihren Lebensstandard nicht mehr halten können. Auch die reiche Mittelschicht sieht die bröckelnden Fassaden.

Umwälzungen sind im Gange, deren Ausmaß noch nicht zu erkennen, allenfalls zu erahnen ist. Russland und China sammeln nicht nur sich selbst, sondern schaffen Gegenmodelle zu US-amerikanischer Hegemonie. Und nicht nur dieses. Es ist auch so ein Gedanke dabei, dass die auf die Menschheit zurasende Probleme nicht mit militärischer Gewalt und nicht mit diesem Wirtschaftssystem zu lösen sind. Es braucht zunächst eine starke Regulierung des ausufernden Kapitalismus und dann einen neuen Gedanken des Lebens. Die KI wird es jedenfalls zunächst nicht richten können.


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