Rumänen und Hartz IV

„Was bleibt heil, wenn Rom fällt?“

Das war die Frage, als Alarich das dritte Mal nach Rom zog. Dieses war sein letzter Zug gegen die überhebliche Stadt mit seinem überheblichen Senat. Die Goten plünderten Rom. Das war im Jahre des Herrn 410. Die Stadt und das Oströmische Reich waren auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit schon vorangekommen. Laut zeitgenössischen Berichten sollen die Plünderer die heiligen Stätten- christliche Kirchen- und sogar die Frauen verschont haben.

Diese Stadt hatte einige Jahrhunderte lang den bekannten Erdkreis beherrscht. Die Annahme des Christentums als Staatsreligion und als staatstragende Macht hatte es eine Zeitlang vor dem Untergang bewahrt, aber gleichzeitig hatte sich die Entscheidung als nicht wirksam genug erwiesen.

Staatstragend für Rom war über die gesamte Zeit seiner Herrschaft, der aufsteigenden- nach dem Phyrrus geschlagen war – bis zum Einmarsch Alarichs, das Streben nach Macht und nach Reichtum. Das Zentrum von Macht und Reichtum waren die Stadt und in dieser der Senat. Die Religion war erst Beiwerk und dann Mittel zum Zweck: Zum Erhalt von Macht und Reichtum.

Unsere alleinige Religion heute ist wohl das Geld. Das heilige Geld regiert die Welt. Zeitweilig wurde versucht im östlichen Europa diese Macht aus der staatsbestimmender Position und aus dem Denken der Menschen zu verdrängen und durch wirkliche Werte, die das Leben lebenswert machen, wie Familie, Freunde, Wohlbefinden an dessen Stelle zu setzen. Das hat wohl nicht so richtig geklappt. Denn die ostdeutschen Staatsbürger waren gleich nach der Jubelfeier zum Mauerfall in den Kaufhäusern des Westens zu finden. Auch die, die von sich selber meinten den Lockungen des Konsums abholt zu sein. Und die Menschen aus den anderen osteuropäischen Ländern versuchen auch an die Konsumsegnungen des Westens heranzukommen, sofern sie nur gelassen werden.

Das Christentum setzte für die einfachen Menschen, die, die sich nicht in Macht, Rum und Geld wälzen konnten, das Leben nach dem Tode im Paradiese als erstrebenswertes Ziel ein. Da sich nicht alle sofort umbrachten, um das Paradies zu erreichen (wäre auch der falsche Weg, da sie bei einem Selbstmord in der Hölle landen), waren diese Menschen für den Zeitraum ihres Aufenthaltes auf der Erdoberfläche noch für die Reichen und Mächtigen als willfährige Arbeiter und Anbeter verfügbar. Selbst an Macht und Reichtum teilzuhaben, das kann jeder einsehen, ist nicht für jeden möglich. Dann bleibt ja keiner übrig, der ein wenig arbeitet, also den Reichtum schafft, in dem sich die anderen wälzen. Das ist auch gar nicht notwendig. Denn das Paradies wird ja kommen. Wenn man nur immer schön artig ist.

Trotz der Einsicht, dass das Paradies kommen wird, meinen viele der einfachen Menschen sich schon auf Erden, soweit wie möglich, das Paradies schaffen zu können und zu müssen. Sie arbeiten bis zum Umfallen, sie Konsumieren bis zur totalen Ermüdung – denn täglich wird versprochen im Paradies angekommen zu sein, wenn man nur dieses Produkt erworben hat – und sie versuchen in der nach der Arbeit wenig verbliebenen Zeit die paradiesischen Produkte zu genießen. Aber, das Gefühl im Paradies angekommen zu sein will sich, wenn überhaupt, nur kurzzeitig einstellen.

Das römische Reich ist untergegangen, weil der Lebensstil der Reichen und Mächtigen in der alten Art und Weise nicht mehr zu steigern war. Es waren keine neuen Ideen mehr da, als die Barbaren und die Goten kamen. Auf eigenen Füßen stehen, die eigene Versorgung sicherstellen, die eigenen Kriege selbst führen, dass konnten sie schon längst nicht mehr.

Wann werden unsere Reichen und Mächtigen keine Ideen mehr haben, was sie mit ihrem Geld anfangen können? Woher kommen unsere Goten  und Barbaren? Vielleicht aus Bulgarien und Rumänien, aus Kamerun oder Angola? Aufzuhalten sind sie jedenfalls nicht, denn sie werden solange gegen die Mauern des Reichtums anrennen, bis man ihnen Einlass gewährt oder sie die Mauern gewaltsam niedergerissen haben.

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