Die unbescholtene Hausfrau streicht im Supermarkt an den Regalen vorbei. Sie vergleicht die Preise. Sie verlĂ€sst den Laden  mit einer einzelnen Toilettenpapierrolle. Im nĂ€chsten Supermarkt, der ja kaum hundert Meter entfernt ist,  hat sie sich einen Pfirsich mitgenommen (bezahlt ist der !) obwohl sie genau weiß, dass das Ding verfault ist, bevor man es essen kann. Weitere hundert Meter weiter, vielleicht sind es auch einhundertzwanzig, wird sie wegen terroristisch-kommunistischer Umtriebe festgenommen, als sie mit dem Preisschild von der Butter an die Kasse rennt und die Erschießung der Verantwortlichen fordert.

Auf der Polizeiwache, als sich die Unbescholtenheit der Frau herausstellt und bei ihr weder Sprengstoff noch Nervengas, ja nicht mal ein KĂŒchenmesser gefunden wird, wird ihr vorgeworfen, sie könnte ja zum Schmierfett greifen, welches direkt von der petrolchemischen Industrie kommt.. Das ist billiger und Butter auf dem Brot, das war mal.

Jede gÀngige Volkswirtschaftslehre besagt: Die Nachfrage regelt den Preis. So lernen es die Kleinen in der Schule, so ist es in jeden Erwachsenen-SchÀdel fest geprÀgt. Aber das ist falsch!

Zwar werden Butter, Brötchen und Benzin jeden Tag nachgefragt, aber hat mal jemand erlebt, dass die Butter nicht im Regal liegt, er also sich anstellen musste, mit einem Fuffi dem VerkĂ€ufer vor der Nase rumwedeln musste, damit der doch noch ein StĂŒck unter der Theke hervorzauberte? (Das war nicht mal in der staatssozialistischen DDR so, denn da war alles ganz anders, bei der Butter sowieso, da stimmte der Satz mit der Nachfrage nicht im Mindesten.)

Die Lehre besagt auch: Wettbewerb belebt das GeschĂ€ft. Pustekuchen! Wenn denn da Wettbewerb wĂ€re! Aber die Anbieter von Butter, Brötchen (ĂŒber die zugelieferte Backmischung) oder Benzin, wie auch Strom und den vielen anderen Dingen, sind an den vorhandenen Fingern abzuzĂ€hlen. Auch wenn die Filialen anders heißen, so gehören sie letztlich doch zu einem der Handelskonzerne oder Ölkonzerne oder  Stromkonzerne. Und Preisabsprachen brauchen die nicht untereinander zu machen. Ein Blick auf die Preisanzeige ihrer Nachbarn reicht. Und ehe das Kartellamt sich bewegt, da ist sowieso schon alles zu spĂ€t.

Die Preisgrenze, an die sie sich halten mĂŒssen, das ist einzig die Schmerzgrenze der Kunden. Wenn der Kunde nicht mehr bereit ist, den Preis fĂŒr die Butter zu bezahlen, dann ( Ha! Also doch die Nachfrage!) dann mĂŒssen sie wieder runter.

Inflation? Ja. Wir spĂŒren es. Und von Woche zu Woche wundert sich die schnĂ€ppchenjagende, preisvergleichende, einkaufende Mittelklasse ĂŒber die weniger werdende Auslastung des Einkaufskorbes bei gleichbleibender Haushaltskasse. Und die Unterklasse wandert nach und nach zur Konkurrenz, der TAFEL ab.

Das Haushaltsgeld wird aufgestockt. DafĂŒr wird der Theaterbesuch (Wann waren wir da ĂŒberhaupt das letzte Mal?), der Schwimmbadbesuch (die nehmen ja auch immer höhere Eintrittspreise, die Stadt hat wohl auch kein Geld mehr.), die wöchentliche Illustrierte (stand sowieso nur MĂŒll drin) gestrichen.

Wie das zu beenden wĂ€re? Lösung A: EinfĂŒhrung der staatssozialistischen Preisbindung bei Grundnahrungsmitteln und anderen lebensnotwendigen  Wahren und Dienstleistungen. Das wird wohl mehrheitlich abgelehnt, nicht nur von den Konzernen, auch von der einkaufenden Bevölkerung, denn die haben ja nicht nur die MĂ€r vom Wettbewerb in ihrem Kopf fest eingeprĂ€gt, sondern auch den Horror vor staatlicher Kontrolle und vor Sozialismus auf alle FĂ€lle. Lösung B: hab keine. Lösung C: Nicht mehr einkaufen oder zumindestens ein zeitweiliger Zusammenschluss der Konsumenten mit dem Ziel des gezielten Boykotts einiger Filialen, die es ĂŒbertreiben. Das Internet soll es ja möglich machen. Nur klappen tut‘s nicht. Denn wer kommt schon mal zwei Monate ohne Strom aus? Lösung D: wir lassen‘s laufen. Irgendwann ist der Ausgleich zwischen Haushalskasse und Einkaufspreisen erreicht. Dann mĂŒssen die mit den Preisen runter oder gleich bleiben, weil es sich wirklich niemand mehr leisten kann. Dann werden wir vor uns hin leben, immer an der Grenze des gerade noch ertrĂ€glichen. Lösung E: Auf in den Streik fĂŒr höhere Löhne. Dann können auch die Preise wieder steigen. Aber das wird auf die Dauer langweilig: Streiken, mehr Lohn, höhere Preise, wieder streiken
 Und so weiter. Wer will das durchhalten?

Also, mehr fÀllt mir nicht ein. Vielleicht fÀllt jemand anderem etwas ein.

Auf eine Hyperinflation zu hoffen, die dann nach dem großen Crash wieder alles auf halbwegs ertrĂ€gliche Maße bringt, zu hoffen, ist ĂŒbrigens sinnlos.

FĂŒr eine Hyperinflation braucht es nicht mehr abbaubare Geldmengen in den Taschen der Staatsbevölkerung. Und das ist schon lange nicht mehr der Fall. Die Hyperinflation bleibt aus.

Die Leute haben einfach kein Geld. Es wĂŒrde keinen Sinn machen.  Die Lohnsteigerungen oder besser der Lohnabbau in den letzten Jahren hat in Deutschland den grĂ¶ĂŸten Teil der mittleren Bevölkerungsschicht gebeutelt. Die, die arbeiten haben keine Zeit Geld auszugeben, zu konsumieren, die andern haben kein Geld zum Konsumieren. Große Ersparnisse hat keiner angelegt. Geld ist in Hauskredite und Rieserrenten geflossen. Auf der Bank haben sich die gestapelten Scheinchen nicht vermehrt. Die Konzentration des Geldes in immer weniger HĂ€nde hat einen enormen Nachteil: Eine Hyperinflation macht keinen Sinn, weil sie keiner bezahlen kann. Die Leute haben nichts mehr, was sie hergeben können. So muss eine einfache Inflation reichen. Aber die, bitteschön, auf allen Gebieten.

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