Wikipedia ist weg. Protestschaltung. Und wie komme ich jetzt zu meiner binomischen Formel? Das hatte ich mal, lange ist’s her, in der Schule. Ich kann mich genau erinnern, nur eben an die Formel nicht. Ich brauche Wikipedia.

Da steht alles. Alles was du wissen solltest, alles was du wissen könntest und auch alle Dinge, die dich nie interessieren werden. Wie schön ist es da reinzusehen und schon alle Antworten auf alle Fragen zu haben. Ist die Erde rund? – Nein, sie ist ein unförmiges Ei. Wieviele Flugzeugträger besitzt Russland?

Und wenn wiki nicht reicht: Google wird’s schon finden.

Wir googeln, wir brauchen nicht denken.

Aber es beantwortet uns mitnichten die Frage: Wie kommen die Europäer zukünftig miteinander zurecht? Wann wird die Talfahrt des Aktienmarktes beginnen? Die Googleianer haben begonnen Google zur Glaskugel umzubauen. Angeblich können sie schon aus dem allgemeinen getwitter und dem eMailverkehr und den Abfragen herausfinden wer wo den nächsten Selbstmordanschlag plant. Himmelangst wird mir bei dem Gedanken. Was habe ich nicht schon alles über diese blöden eMails geschickt ausgeplaudert! Wenn die mich dann als potentiellen Attentäter aus dem WW-Netz fischen steht eines Tages doch die GSG9 im Zimmer.

Es ist auch mit der WWW sehr mühselig wirklich haltbare Informationen zu bekommen. Syrien, laut Wiki, im Bürgerkrieg. Die Schuld trägt der diktatorische Präsident. Alle gängigen Online-Nachrichtenmagazine lassen uns teilhaben an dem Grauen, dass angeblich der Präsident und seine Armee zu verantworten haben. Einheimische Syrier, zum Beispiel die Schriftstellerin Nadia Khost, berichten über vom Westen gesteuerte Mörderbanden, die unvorstellbares Grauen verbreiten. Wem ist zu glauben? Die USA bringt tausende Soldaten nach Israel. Eines der modernsten britischen Kriegsschiffe wird in den Golf von Hormus gesendet.

Ob es um die Verbreitung der eigenen Daten geht, oder das Finden von halbwegs wahren Informationen: Das Einschalten des Gehirns ist erforderlich.

Bei politischen Meldungen ist das altmodische Hinterfragen: „Cui bono?“ (Frei übersetzt mit: Wem nützt es oder Wer bekommt den Bonus?) immer noch am erfolgreichsten zur Findung der Wahrheit einsetzbar. Gezieltes Suchen nach verschiedenen Meinungen bringt mehr Licht in die Sache. Das gilt übrigens auch für Sachfragen.

Die eintrainierte Aktion, die wir am Supermarktregal vollführen: Siehe dir alle vergleichbaren Produkte an, ehe du dich doch von der schönen Verpackung und deinen augenblicklichen Empfindungen über’s Ohr hauen lässt, hilft auch bei der Suche im WWW.

Und jetzt eine Aufgabe für Google und seine Glaskugel: Wer wird der nächste Präsident in Syrien?

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