Archiv für Oktober 2017

Jamaika und andere bunte Dinge

Im Augenblick sprechen ja alle und jeder über Jamaika. Das geht mir alles so am …. vorbei. Die Nicht-Nachrichten übertreffen sich gegenseitig. Irgendetwas Konkretes ist da noch nicht abzusehen. Wird vielleicht auch nie. Werden wir sehen.

Was mich im Augenblick so ziemlich aufregt, ist diese Debatte über die Umwelt, den Umweltschutz, den Diesel, der plötzlich nicht mehr gut ist und über den Klimawandel, der anscheinend immer noch nicht richtig klar ist. Ob er kommt, ob der schon da ist und wer schuld ist, die USA oder der Kongo.

Bei mir jedenfalls läuft jede Woche ein Stapel von Werbezeitungen, Werbe-Flyern, Werbebroschüren, usw. auf. Die angebotenen Waschmaschinen sind ÖKO, die Bananen BIO. Wenn jemand den Umweltschutz ernst nimmt, die Ressourcen unseres Planeten wirklich schonen, also vernünftig verwenden will, dann sollte er an seiner Haustür und dem daran befestigten Briefkasten damit anfangen.

Niemand braucht das Zeug. (Widerspruch ist erlaubt, aber jeder sollte noch einmal darüber nachdenken.)

Das Zeug kostet Geld, Zeit und Ressourcen: Der Baum wird aus dem Wald geholt. Natürlich werden auch Lumpen und Alt-Papier verarbeitet, gut, das macht viel aus. Das Heranholen der Rohstoffe braucht Arbeitskraft,  Diesel, andere Rohstoffe. Das Verarbeiten zu Papier kostet Arbeitskraft, Energie (ausschließlich Windenergie natürlich) und andere Rohstoffe, zum Beispiel jede Menge Wasser, das verunreinigt wird mit chemischen Substanzen. Das Bedrucken des Papiers kostet Arbeitskraft, Energie (natürlich nur Solar-Energie) und verbraucht andere Ressourcen – z.B. Farbe, die wieder irgendwelche chemischen Prozesse mit ebensolchen Abfällen benötigt. Zwischendurch müssen sich einige Leute hinsetzen und die Bilder und die Texte erarbeiten, diese ganzen Lügen die da drauf stehen, muss sich jemand ausdenken!

Dann werden die Werbematerialien verpackt und durch die Bundesdeutsche Republik gekarrt. Hier wird wieder Arbeitszeit versenkt, Diesel verbraucht, Straßen zerfahren, Staus verursacht. Im Anschluss werden diese Schriften auf die Haushalte verteilt. Die schlecht bezahlten Austräger rennen in aller Frühe von Haus zu Haus.

Dann ärgern sich die Bürger mit dem vielen Papier rum und anschließend wird wieder Geld, Energie und Zeit in die Entsorgung gesteckt.

Die Firmen werben. Das tun sie schon immer. Jeder will seinen Kram verkaufen. Milliarden werden dafür ausgegeben. Dabei entscheiden die Käufer, falls sie die Entscheidung haben, selbst wo sie welche Butter kaufen. Und das tun sie in den allermeisten Fällen unabhängig von dem Werbeblatt, das sie im Briefkasten haben. (Ernstzunehmende Studien haben ergeben, dass mehr als 80% aller Werbeschriften ungelesen in den Abfall wandern. Überprüfen Sie sich selbst! Selbst wenn Sie das Zeug lesen, machen Sie ihre Entscheidung nicht unbedingt davon abhängig.)

Die Firmen könnten ihr Geld anders anlegen. Wenn sie die Milliarden schon verteilen wollen, dann kann das direkt an die Leute gehen. Entweder durch das Senken der Preise für die Butter oder aber:

Ich meine, die Werbedesigner sollten Geld dafür bekommen, dass sie die Lügen NICHT aufschreiben; die LKW-Fahrer, sollten entlohnt werden, wenn sie NICHT den Diesel verbrauchen und NICHT die Straßen verstopfen. Die Werbepost-Austräger sollten pro NICHT ausgelieferte Werbeschrift einen Bonus bekommen.

Das wäre Umweltschutz und Schonung von Ressourcen!

(Vorschlag: an jedem Briefkasten sollte stehen: „Keine Werbung einwerfen, keine Zeitungen einwerfen, nur für Briefe!“)

Das ist sicher noch keine Revolution. Es wäre aber ein Zeichen dafür, dass da jemand über den Irrsinn mal nachgedacht hat und auch den kleinen Schritt tut und sich wehrt.

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Oktober

Der erste Herbststurm ist durch. Es gab Tote. Die Stämme der Bäume, die die Straßen blockierten sind teilweise zersägt, aber wenigstens von der Fahrbahn geräumt. Frei Fahrt für freie Bürger. Unvorstellbar, wenn die Straßen für mehrere Tage unpassierbar blieben für die Berufspendler, die Einkäufer und die Konzertbesucher. Unvorstellbar für unsereins.

Die stehengebliebenen Bäume färben ihr Laub recht unterschiedlich. Die Nadelbäume bleiben vollkommen unberührt von der sich ändernden Stimmung. Goldener Herbst. In Nordamerika würde man „indian summer“ dazu sagen. Aber wir sind in Deutschland. Da sind wir selbst die „natives“. Da haben wir ein „Jobwunder“. Niemand bleibt stehen und sieht sich die bunten Blätter an. Keine Zeit.

Irgendwann im Oktober schoss der Panzerkreuzer „Aurora“ eine Platzpatrone in den Himmel von Petrograd. Das Signal zum Sturm der „Roten Garden“ auf das „Winterpalais“, in dem Provisorische Regierung Russlands ihren Sitz hatte. Ein Nebenschauplatz der Geschichte. Eine Kriegsgeburt, dieser Beginn einer neuartigen Diktatur, der „Diktatur des Proletariats“. Aber das Geschwür im Leib des Kapitalismus wuchs. Ein Tumor, der abgetötet werden konnte. Nicht zuletzt, weil aus der „Diktatur des Proletariats“ eine Diktatur ohne das Proletariat wurde.

Die Erinnerung aber, die Erinnerung an die Hoffnungen, die sich auch teilweise erfüllten, die bleibt und sie wird sich in den folgenden Generationen erhalten. Die Hoffnungen auf Gerechtigkeit, auf Menschenwürde, auf Brüderlichkeit und bewusster Zukunftsgestaltung für die Menschheit hat einen herben Schlag erhalten. Der Keim aber ist gelegt. Ein erster Versuch ist unternommen worden. Noch gibt es kein Schlussbild.

Es ist nicht mehr lang hin. Die Bäume werden auch ihre allerschönsten Blätter abgeworfen haben. Kahlheit. Aus Melancholie wird tropfende Traurigkeit. Die märkischen Kiefern behalten standhaft ihre Nadeln, die grünen. Die Fichten und Blautannen müssen zu abertausenden in die Wohnzimmer. Wegen der Hoffnung. Und wegen der Tradition. Und weil ohne dem das Weihnachtsgeschäft nicht läuft.

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