PANDEMIE

Meldung: Der Diebstahl von Säuglingen nimmt in Deutschland zu. In einer Klinik in Sachsen-Anhalt wird einem Neugeborenem, als erstem Menschen in Deutschland, ein Chip unter die Haut geschoben. Die Mutter ist glücklich. Jetzt braucht sie keine Angst mehr haben, ihr Kind könnte verloren gehen oder gestohlen werden.

Meldung: In einem großen Autokonzern in Deutschland wird jetzt aktiver Katastrophenschutz betrieben. Eine eigens gebildete Arbeitsgruppe befasst sich mit den Auswirkungen einer Pandemie auf die Arbeit des Konzerns. Ein Sprecher versicherte, dass Wege und Mittel gefunden werden würden, die Autoproduktion auch bei Ausfall einer großen Anzahl von Mitarbeitern aufrecht zu erhalten und so die Gewinne für die Aktionäre zu sichern.

Der Kapitalismus geht seinem Ende entgegen. Es ist schon fast schick, ein wenig Kapitalismuskritik zu üben, trendig. Aber es darf eben auch nicht zu viel sein. An den Grundüberzeugungen darf nicht gerüttelt werden. Zumal das ja zu nichts führt. Wer Kritik übt, sollte auch Lösungsvorschläge bei der Hand haben. Für was eigentlich? Es läuft doch alles so hervorragend. Uns Deutschen geht es doch gut. Es gibt immer weniger Arbeitslose, es herrscht sogar Fachkräftemangel; keiner kann was dafür wenn die Griechen so faul sind und ihr Geld nicht zusammenhalten können. Bei uns, ja bei uns steigt  die Produktivität, und das ist gut so. Unsere Autos werden bald autonom fahren und wir werden immer mehr Spaß haben. Das ist gut so.

Mit 15% Produktivitätssteigerung werden allerdings auch fast 15% der Arbeitsplätze weggesteigert. Das ist so und es ist nicht wegzureden. Der Deutsche braucht nur seinen Blick erheben über den Tellerrand hinaus, nach Griechenland oder einen kurzen scheuen Blick auf Spanien wagen. Die Hälfte aller Jugendlichen in diesen Ländern sind arbeitslos.  Sie werden nicht gebraucht, weil die Fülle der Waren, die hergestellt und verkauft werden können, von den anderen, noch arbeitenden geschaffen werden. Aber auch diese, mit steigender Produktivität, werden bald Maschinen ersetzt.

Bücher werden „on demand“ gedruckt, Kinderspielzeug kann sich jeder mit einem 3-D-Drucker auf dem Küchentisch selber backen. Da werden Recherche-Anwendungen für Rechtsanwälte eingeführt. Sie durchforsten Gerichtsurteile zu einem Zehntel der Kosten und genauer, als die vielen Rechtsanwalt-Gehilfinnen und -Gehilfen. Das braucht nicht mit Zahlen belegt werden, wir brauchen uns nur umschauen. Eben nach Portugal, nach Italien oder auch im eigenen Betreib, äh, in dem Betrieb, in dem wir arbeiten. Das Gefühl ist richtig. Nicht richtig ist der vielzitierte „Arbeitskräftemangel“.

Harte Jahre werden kommen. Die Arbeiter arbeiten nicht mehr, weil sie nicht mehr in die Fabriken und Büros gelassen werden. Die Lokführer fahren nicht mehr, weil die Strecken automatisiert befahren werden.  Die Käufer kaufen nicht mehr, weil sie kein Geld durch Arbeit erlangen konnten. Der Unternehmer verkauft nicht mehr, weil niemand seine Ware bezahlen kann. Die überaus hohe Produktivität wird nutzlos.

Im übrigen wissen wir nicht erst seit Marx, dass nur die Beschäftigung, also die lebendige Arbeitskraft, die Arbeit des Menschen, Mehrwert schaffen kann. Das was im Augenblick zum großen Teil der Unternehmer oder der Aktionär an Gewinn in die Tasche steckt, muss durch lebendige Arbeit geschaffen werden. Ein Maschine kann das nicht. Wenn also der Unternehmer alle seine lebendigen Arbeitskräfte, die Arbeiter am Band, die Konstrukteure usw. aus dem Betrieb entfernt hat, sie durch Maschinen und Computerprogramme ersetzt hat, dann hat er sich auch gleichzeitig der Möglichkeit beraubt, Profit zu machen. Er braucht zwar keine Sozialabgaben mehr zu bezahlen, keine Kantine zu subventionieren, aber er wird auch keinen Gewinn mehr machen. Den machen dann diejenigen, die ihm mit lebendiger Arbeit die  Computerprogramme schreiben oder die Maschinen, mit denen er arbeitet, konstruieren.

Aha, denken wir: der Kapitalismus, der Gewinn verlagert sich nur, die Idee des kapitalistischen Wirtschaftens hat keinen Schaden genommen. Aber, der Hersteller des Computerprogrammes versucht natürlich genau so wie sein Abnehmer, den unliebsamen Kostenfaktor „Arbeiter“ (Programmierer, Konstrukteur) zu reduzieren. Was letztendlich passiert sehen wir am Beispiel der Landwirtschaft. Vor 150 Jahren lebten noch 90% der deutschen Bevölkerung von der Landwirtschaft. Heute sind es noch 2%, die sich von Arbeit in der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen können. Dank Rationalisierung ist alles besser und schneller geworden. Der Aufwand wurde minimiert. Gleiches wird mit der Maschinen- und Warenproduktion in der Industrie passieren. Roboter an den Taktstraßen, Computerprogramme, die die Konstruktion erledigen, passgerechte Fertigung in 3-D-Druckern, sich selbst organisierende Fabriken. Das ist keine Zukunftsmusik mehr, das ist schon Realität. Wohin aber wandern dann die Beschäftigten? Nicht alle hoffnungslosen Jugendlichen können sich umbringen oder in die Freiwilligenarmee eintreten und gegen den Islam kämpfen.  Ein Heer von Millionen arbeitslosen Programmierern wird durch die Lande streifen und sie werden sich die Produkte, die hergestellt werden, nicht kaufen können.

Fassen wir zusammen: Der Unternehmer rationalisiert, soweit es eben geht. Er setzt lebendige Arbeitskraft frei, die nirgendwo anders gebraucht wird und die produzierten Waren werden nicht mehr gekauft, weil die Nichtarbeitenden kein Geld haben. Kein Ausweg, kein Lichtblick, ein klassisches Dilemma, denn das was der Unternehmer schneller und besser produziert braucht er nicht, denn er kann es nicht verkaufen.

Nicht der Mangel an Rohstoffen, wie der „Club of Rome“ meint, beendet die Ära der westlichen Demokratie. Die Grenzen des Wachstums werden von ihm, dem kapitalistischen Wirtschaftssystem, selbst geschaffen.  Und mit großen Schritten strebt er freudig darauf zu.

Warten wir also ab, bis sich das Wirtschaftssystem selbst abgeschafft hat? Fröhliches Warten! Wenn erst alle Säuglinge einen Chip haben und erwachsen geworden sind, dann werden sie nicht mehr an der Kasse bezahlen müssen. Der Betrag wird ihnen vollautomatisch – dank des eingebauten Chips- vom Bankkonto abgezogen. Und auch sonst machen sie keinen Schritt mehr in der arbeitslosen Welt, der nicht registriert werden würde.

„Unter Pandemie versteht man eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit, im engeren Sinn einer Infektionskrankheit. Im Gegensatz zur Epidemie ist eine Pandemie somit örtlich nicht beschränkt“[Wikipeida]

Rating 3.00 out of 5
[?]

2 Kommentare

  1. Das mit der Pandemie finde ich am witzigsten.
    Als ob wir bei einer Pandemie keine anderen Probleme hätten als Autos zu bauen.
    Was wollen wir mit zehn Million Fahrzeugen im Jahr, wenn (sagen wir mal) ein drittel der Bevölkerung zwei Meter unterhalb des Asphalts liegt.
    Außerdem halte ich die Idee einen Pandemieplan aufzustellen, der die Produktion und Gewinne sichert moralisch und ethisch für äußerst bedenklich.

    Ein guter Plan wäre es zu diskutieren, wie man eine unnütze Industrie geordnet herunterfahren kann und die noch verbliebenen Ressourcen sinnvoll einsetzt. Und zwar sowohl die frei werdenden Maschinen, wie auch das geschulte Personal.
    Es geht um den Betrieb von Krankenhäusern, den Erhalt der Infrastruktur und die Sicherung von überlebensnotwendigen technischen Einrichtungen, wie der Wasserversorgung, Nahrungsmitteln, Kraftwerken, Kläranlagen u.s.w.
    Als nächsten kommen noch Polizei und militärische Einsatzkräfte auf den Plan, die die marodierenden Horden auseinander halten müssen. Wer nicht technisch oder handwerklich begabt ist und kein Skalpell schwingen oder ein BHKW bedienen kann, wird eingezogen.

    Und machen wir uns nichts vor. Im Falle einer echten Pandemie geht doch niemand mehr freiwillig zur Arbeit, um sich dort dem Risiko auszusetzen sich anzustecken.

    In diesem Sinne, auf gute Gesundheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.