Archiv für Dezember 2014

Neujahrsansprache, nicht von der Merkeline

Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Zugewandertinnen und Zugewanderte,

traditionell kanallen wir am Jahresende etwas rum, und setzen uns was Gutes vor oder lassen uns was Gutes vorsetzen oder beschließen gute Vorsätze. Ich selbst habe ja mit dem Rauchen schon aufgehört, aber diesmal nehme ich mir vor, frische Luft in den Kopf kommen zu lassen. Und natürlich mehr Zeit für meine Familie, also für Euch alle, ihr Lieben, zu haben.

Leider ist es mit den guten Vorsätzen immer so eine Sache, es sind eben nur Vorsätze. Kaum ist ein Ereignis eingetreten, da kommt der Hauptsatz und der ist ein ganz anderer.

Viele Hoffnungen wurden auch dieses Jahr weggeschwemmt. Da war ja die Flut im Frühsommer, die wie erwartet kam.  Da nicht einmal allen Menschen und Familien geholfen werden konnte, die schon in den Fluten in den Jahren zuvor ihre gesamte Lebensgrundlage verloren hatten, so konnte keiner erwarten, dass es diesmal besser sein konnte. Dazu ist die Regierung nicht da. Die kann sich nicht um jeden Einzelnen kümmern. Da muss Eigeninitiative her. Der eine oder andere könnte ja mal auswandern, dann wären im nächsten Jahr weniger Betroffene.

Viele Deutsche in Deuschland könnten es wagen. Gründen Sie eine Initiative, werden Sie Spitzenfußballer oder Bundesrichter oder Lebenskünstler! Auch mit Handwerk lässt sich gutes Geld verdienen.  Na jedenfalls kann mit Handwerk Geld verdient werden,… aber über die Runden kommt man doch, oder? Aber immer schön Steuern bezahlen, wir haben genug Leute, die ihre Steuern ins Ausland verschieben. Nicht auch noch die Handwerker! Ehrlich bleiben! Besser man ist im Vorstand einer etwas größeren Firma und arbeitet eng mit der Bundesregierung zusammen, dann können die Steuern legal gespart werden.

Die vielen Millionen für die anderen, die nicht behindert sind, müssen Altenpfleger oder Altenpflegerin, Verkäuferin oder Verkäufer, Arbeiterin oder Arbeiter verdienen. Wenn sie unter diese Kategorie fallen, dann denken Sie daran Zivilcourage zu zeigen und sich nicht auf den Mindestlohn zu versteifen. Deutsch Unternehmer könnten in Not geraten. Seien Sie bereit zu Leistungen! Engagieren Sie sich für das Unternehmen, in dem Sie arbeiten dürfen. Halten Sie ihre Kröten zusammen, dann brauchen Sie am Monatsende auch nicht jammern, wenn die Krankenkassenbeiträge fällig sind. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten.

Nie hatten Menschen in Deutschland mehr prekäre Arbeitsplätze, wie heute. Wir können mehr erreichen. Viele engagieren sich schon ehrenamtlich. Wir wollen doch die Unternehmerfamilien unterstützen, sie sind das Herzstück dieser, unserer Gesellschaft. Der Staat kann gute Bedingungen schaffen, doch die Politik könnte nur wenig bewirken ohne Sie alle in unserem Land.

Demnächst stehen mal wieder Europawahlen an. Europa ist ein Albtraum vieler, besonders der Ost- und Südeuropäer. Lassen wir uns davon nicht stören. Wenigstens ist Frieden seit 70 Jahren.

Die vielen freiwilligen Polizistinnen und Polizisten, Soldaten und Soldinnen halten zusammen. Gemeinsame Übungen und Einsätze gegen Demonstrationen und auch an den Außengrenzen haben Vertrauen zu der Entschlossenheit geschaffen.

Liebe Leute und Leutinnen, ein arbeitsreiches, erfolgloses und unwiederbringliches Jahr liegt hinter uns. Auch das nächste Jahr geht vorbei. Ich wünsche Euch Gesundheit.

Also meinen Segen für das nächste Jahr habt ihr.

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Ach Du Heilige….

Normalerweise ist diese Zeit, die Zeit zwischen den Jahren, eine Zeit der Harmonie, des Friedens, der Familie, der Liebe. Schon als Kind bekommt man eingetrichtert: Jetzt wird abgerechnet! Sag, Bub, was hast Du in den letzten elfeinhalb Monaten angestellt, geh in Dich und dann wirst Du jetzt entlohnt werden!

Als Erwachsener freut sich auch auf die Zeit zwischen den Jahren. Es sind Betriebsferien, es werden Abrechnungen gemacht. Es wird Bilanz gezogen, die letzten Rechnungen werden verschickt und irgendwann wird der Arbeitsplatz aufgeräumt, der Papierkorb gefüllt, entleert und noch einmal gefüllt, bis all die überflüssigen Sachen, die sich im Jahr angesammelt haben, und die man für wichtig gehalten hatte, wichtig genug um aufgehoben zu werden, entsorgt sind.

Eine gewisse Erleichterung macht sich breit. Man kauft Kalender, auch einen Mondkalender, in dem das Wetter der letzten Dezembertage eingetragen wird. Wohl wissen, dass weder das Wetter noch man selbst sich im Laufe des kommenden Jahres um die Eintragungen kümmern wird. Aber, man bereitet sich vor auf das kommende Jahr.

Ja, es gibt noch mal Hektik und Stress. Weihnachtsgeschenke müssen besorgt werden, die Familie will was zu essen haben, die Wohnung muss gereinigt werden und da war doch der Besenstiel, der schon seit Wochen in der Ecke steht, wartend, dass endlich wieder der Besen darauf kommt.

Aber irgendwann ist es geschafft. Ruhe ist und man regt sich nicht mehr über die ewig dudelnde Weihnachtsmusik in Radio, Fernseher und Kaufhauslautsprecher auf, sondern legt sich eine Platte auf, oder eine CD, meinetwegen, oder auch aus dem iPod über Bluetooth in die Ohren.

Sonst und bei allen Leuten ist das so. Nur eben bei mir nicht.

Ich war gerade soweit. Schalte meinen PC ein, um die letzten eMails in Ruhe zu lesen, vielleicht dem einen oder anderen noch einen Gruß zu senden. Von der CD schwingt leise: „Merry Christmas…“.  Nur der Rechner will nicht. „Blue screen“. Wer das kennt: Blauer Bildschirm, ganz viel geschriebenes drauf, aus dem keiner, auch beim siebten Mal lesen nicht schlau wird und kein Hinweis wie es weiter gehen soll.

Noch maliges Starten, Streicheln, Beschimpfen, Dagegentreten, nichts hilft. Nach zwei langen Stunden Verzweiflung und Fluchen kurzentschlossen die Schuhe angezogen, die Jacke übergeworfen, von der Familie verabschiedet, denn es ist der 24.Dezember Vormittags und die Stadt wahrscheinlich ein einziger Hexenkessel. Aber Fehlanzeige. Ich finde sofort einen Parkplatz, im Spezialladen haben die Verkäufer auf mich gewartet und innerhalb einer Stunde bin ich wieder an meinem Schreibtisch.

Ich schließe den neuen Rechner an. Ich denke nicht darüber nach, was ich jetzt alles…

HDMI-Kabel vergessen einzukaufen. Der neue Rechner hat nur einen Anschluss für VGA und HDMI. Also muss ich vorübergehend mit dem uralten VGA-Anschluss und einem Monitor auskommen. Na gut. Einschalten. Es läuft.

Ich habe Windows(Trademark) nie geliebt. Ich habe alle Versionen durch. Immer wenn man sich an eine gewöhnt hatte, kam die nächste. Ich habe mich wieder dran gewöhnt. Ich musste ja.

Dieses mal habe ich meine Zweifel. Die Registrierung läuft ohne nervige Eingaben und ohne noch nervigere Telefongespräche mit einer Maschine ab, sobald ich das Internetkabel angestöpselt habe. Aber was dann folgt, das überfordert mich. Ehe ich den Aus-Schalter gefunden habe sind ein Dutzend neue Symbole auf dem Bildschirm und zwei dutzend Werbefenster aufgegangen. Wenn ich den Internetztstecker ziehe,  geht gar nichts mehr. Einen neuen Versuch gibt es nicht. Trotz der Beteuerung von Microsoft(Trademark), keine persönlichen Angaben in das weltweite Netz abgeben zu müssen, traue ich dem Frieden nicht. Ich entferne aus dem Bildschirm alle Symbole, mit denen ich nicht auf Anhieb etwas anfangen kann. Ich entferne alle Programme, die sich ohne meine Erlaubnis in den ersten zwei Stunden selber installiert haben. Ich stelle fest, dass im Hintergrund trotzdem alle Programme, die ich entfernt habe, weiterlaufen. Nach weiteren zwei Stunden sieht der Bildschirm wieder aufgeräumt aus, aber ich bin mir nicht sicher, welche Programme sich trotzdem noch alle 10 Sekunden mit dem WWW verbinden, um mein gegenwärtiges Befinden und meinen geistigen Zustand an alle möglichen Interessenten zu übermitteln. Die Lämpchen am Router zeigen jedenfalls weiterhin Aktivität an. Ich schalte die Kamera aus und das Mikrophon. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich weder Kamera noch Mikrophon, aber sicher ist sicher.

Dann mache ich einen Fehler. Ich hätte gewarnt sein müssen. Trotzdem, nach den stressigen Stunden will ich mir was gönnen. Es gibt aber keine Spiele auf dem Rechner. Nicht einmal das bei Windows(TM) seit Jahrzehnten präsente und von Millionen geliebte Solitär ist vorhanden. Ich mache den Fehler. Irgendwo habe ich ein Icon „Spiele“ gesehen. Ich klicke und habe sofort ein Dutzend neue Symbole installiert und zwei Dutzend Werbefenster offen. Nach dem erneuten Starten des PC will der von mir mein Geburtsdatum wissen. Ich schwindele und er antwortet mit der Bemerkung, dass ich bei meinen Eltern erst die Erlaubnis für die Benutzung des Computers einholen muss.

Es reicht. Es ist Weihnachten. Die Familie hat längst die Geschenke ausgepackt. Ich will jetzt nicht und ständig mit der ganzen Welt verbunden sein. Was geht die Welt mein Gesicht oder meine Körpertemperatur an? Ich will nicht mit Werbung zugeworfen werden, denn die Weihnachtsgeschenke habe ich längst gekauft. Ich will mit der Familie unter den Lichtern sitzen und auch mal ein Weihnachtslied mitbrummen. Ich will an meine Freunde Briefe schreiben, ohne dass die ganze Welt von mir und meinen Gedanken etwas erfährt. Das interessiert die wahrscheinlich auch gar nicht. Ich will ich selbst und nur ich ganz persönlich sein. Notfalls werde ich zu Briefpapier und Schreibmaschine  zurückkehren.

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