Oder einfach in deutscher Sprache: ich bin überfordert.

Oder  ausführlich: Im sogenannten „digitalen Zeitalter“ stehen uns mehr Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung zur Verfügung, durch die wir mehr Informationen erhalten, als unser zentrales Nervensystem, das Gehirn, verarbeiten kann.

Nun ist es nicht so, dass es uns in absehbarer Zeit umbringen würde. Als vor einiger Zeit einer der ersten Fernbahnen. Dampfgetrieben, in Deutschland von Leipzig nach Dresden fuhr, da erreichte sie Spitzengeschwindigkeiten von 40 Kilometern in der Stunde. Journalisten stürzten sich mutig in den Selbstversuch und prophezeiten, dass die Menschheit an der unmenschlich hohen Geschwindigkeit zugrunde gehen würde, falls sich das durchsetze. Der Stress, dem sich die Menschen  bei der wiedersinnig hohen Geschwindigkeit aussetzen würden, würde körperliche Folgen haben, die doch zum Tode führen könnten.

Die bisherige Geschichte seit diesem mutigen Selbstversuch zeigt uns: Zwar kommen Menschen um, wenn sie sich in Maschinen begeben und mit hoher Geschwindigkeit bewegen lassen, aber die Ursachen dafür sind weniger in körperlicher Unverträglichkeit zu suchen.  Manchmal ist es das Versagen der Technik, also mangelnde Durchdringung der technischen Fragestellungen durch die Ingenieure, wie beim Absturz des schnellfliegenden Space Shuttle,  manchmal ist pures Profitstreben, wie bei der Entgleisung des ICE, die Ursache für den körperlichen Schaden, den die Menschen nehmen. Manchmal ist es auch die mangelnde Eignung des speziellen menschlichen  Individuums, das beim Führen der Maschinen zu körperlichen Schäden führt.  Dabei denke ich an den Piloten, der kürzlich bei schlechtem Wetter gegen den einzigen Berg Norddeutschlands mit einer Höhe über 1000 Metern, den Brocken, prallte, weil er die Flughöhe von 1100 für den Norden für angemessen hielt.

Der Mensch ist das Produkt der Natur, die ihn umgibt. Auch wenn einige immer noch glauben von den Urahnen abzustammen, die dereinst alleine im Paradies zurückgelassen wurden, bedurfte es einer langen, langen Entwicklung vom zufällig entstandenem organischen Molekül zum Primaten und von diesem zum Menschen in seiner heutigen Rechtschaffenheit.

Der Mensch wurde dieses Wesen durch die Kommunikation. Es wäre nie eine Maschine gebaut worden ohne die sozialen Kontakte, ohne wohlwollende Verständigung zwischen den Menschen, ohne Weitergabe von Wissen, ohne Speicherung von Wissen.

Alle diese Dinge finden wir heute in vorläufiger Vollendung in unseren benutzten Techniken wieder. Das „World Wide Web“ ermöglicht heute die Kommunikation der Menschen über Ländergrenzen, über alle Grenzen hinaus, unabhängig von menschlich messbarer Zeit, unabhängig von Ort und Sprache, ja sogar unabhängig jedes Bezugs auf die Kultur. Und jedes Wissen ist heute mehr Menschen zugänglich als es je zuvor war. Alles Wissen ist gespeichert und abrufbar.

Hier allerdings einige Einschränkungen: Erste Einschränkung: Es gibt Wissen, dass nie(?!)  gespeichert werden kann. Die motorischen Erfahrungen eines versierten Dachdeckers, der mit drei gezielten Schlägen einen Drei-Zoll-Nagel in die Dachlatte einschlägt, diese Erfahrung sind nur in diesem Menschen gespeichert. Er wird diese Erfahrungen nur seinem Lehrling weitergeben können und er wird dies nicht über das WWW tun können. Zweite Einschränkung: eins,  über ze

Information ist noch kein Wissen. Die Information  „Putin ist ein böser Russe“,  die allgegenwärtig durch die deutschen Medien gepeitscht wird, ist noch nicht das was Platon als Wissen bezeichnet, „ … eine wahre gerechtfertigte Meinung…“, denn die Erfahrung sagt uns, dass sich die deutschen Medien selten auf einen auf zuverlässige Informationen begründeten Sachverhalt stützen, sondern eher die Wahrheit an der gegenwärtig herrschenden Doktrin gebeugt wird. Und die gegenwärtig Meinung, die durchgesetzt werden soll, heißt: Der Russe ist von Natur aus böse. Schließlich hat er den Kommunismus erfunden und die Stalin-Diktatur.

Dieser Tage wird der Jahrestag der Befreiung vom Faschismus begangen. Davon spricht keiner. Vor allem wird nicht von der Last gesprochen, die dabei das russische Volk und die Sowjetarmee zu tragen hatte. Stattdessen wird allenfalls von der Beendigung des Weltkriegs II. geredet und darüber, wie tapfer die Deutschen an sich waren und wie gut die USA und Großbritannien und auch Frankreich dem Deutschen Volk taten.

Nein, das hat beides nichts miteinander zu tun, die Befreiung vom Faschismus und Putin. Nur die Informationen, die wir über beide Aspekte erhalten, haben einiges gemeinsam: sie sind nicht umfassend, sie sind nicht vollständig, sie sind nicht gesichert, sie sind nicht in ihrer Wertigkeit geordnet.

Und damit sind die erhaltenden Informationen wertlos, weil aus ihnen kein Wissen aufgebaut werden kann. Eher wird das Gegenteil bewirkt: Das Unwissen wird verstärkt.

Die Grundlage für Wissen bildet die Information.  Wissen setzt sich aus einer Vielzahl von begründeten, gesicherten und geordneten Informationen zusammen.

Wenn wir im „digitalen Zeitalter“ über alle und jegliche Information verfügen können, sollte es uns auch gelingen daraus Wissen aufzubauen. Aber wer hat schon Zeit sich alle Informationen zu besorgen? Und wenn er sie alle hat, welche ist richtig, welche ist falsch? Welche ist wichtig und welche nicht?

Wer da filtern und werten und ordnen will muss schon über ein geschütteltes Maß an Grundlagenwissen verfügen. Oder, vielleicht auch daneben noch, über eine Grundüberzeugung, einen Glauben.

Aber der Glaube ist auch gratis zu bekommen. Man braucht sich nicht weiter zu bemühen.  Die „Qualitätsmedien, von der ARD bis zur „Die Zeit“, alle liefern einen politisch vorgefertigten Glauben/eine politische Grundüberzeugung mit.

Auch die allseits beliebte Suchmaschine „google“ filtert für uns die Informationen vor. Hier ist allerdings die Grundüberzeugung vom kommerziellen Hintergrund geprägt. Auch das funktioniert recht gut. Wichtig ist nur, eine solche Grundüberzeugung zu haben. In diesem Falle natürlich eine amerikanisch gefärbte.

Was von den wirklich relevanten Informationen übrigbleibt, das schon können wir nicht mehr beurteilen. Wir schätzen den Filter. Er beseitigt scheinbar alle nicht relevanten Informationen, die uns sowieso überfordern würden. Mit dem Rest können wir bequem umgehen und uns daraus scheinbar Wissen generieren. So gehen wir auch mit der allwissenden „Wikipedia“ um. Die stellt uns das Wissen schon aufbereitet zur Verfügung. Welch ein Segen! Welche Errungenschaft der weltweiten Kommunikation! Grandios! Jeder auf der Welt ist in die Lage versetzt alle Fragen sofort beantwortet zu bekommen. Ohne langes Recherchieren, ohne langwierige Studien, ohne das Mühsal des ständigen Lernens und der Bürde, ständig selbst die Welt erforschen zu müssen, sich eine eigene Meinung aus eigenen Erfahrungen und eigenem wissen bilden zu müssen. Noch einmal: Ein Segen!

Da bleibt dann für jeden einzelnen mehr Zeit die modernen Medien in ihrem Hauptzweck zu nutzen: Erfahrungen sammeln und Lösungen finden, um in das nächste Level des allerneusten Online-Spieles zu kommen, soziale Beziehungen zu pflegen, durch das Verbreiten der Neuigkeiten an alle erreichbaren Bekannten („Bin gerade aufgestanden“), den Gang der Welt an ihrem Puls zu studieren durch das Aufnehmen allerneuster Nachrichten („Prinzessin F. hat auf der Treppe ihren linken Schuh verloren“).

Neben diesen lebensbewegenden Dingen bleibt ja auch kaum noch Zeit sich mit Wissen vollzustopfen, welches nicht benötigt wird. Und niemand soll ja überfordert werden.  So hilft uns die Technik selbst, den „digital overload“ zu vermeiden.

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