Ein höchst bedauerlicher Einzelfall

Am 15. Februar banden  vier Obermaate der Bundesmarine ihren Vorgesetzten, einen Bootsmann, auf einem Tisch fest und schrieben ihm aufs Bein: „Hier wohnen die Mungos.“ 

Das kommt vor. Jeder der gedient hat, kennt das. Grobe Scherze. Jeder, der in einem Fußballverein spielt, hat das schon erlebt. Grobe Scherze. Vielleicht nicht ganz so derb. Da wird einer bestraft, der nicht den Erwartungen der Mannschaft entsprochen hat. Sogar in Frauen-Vereinen sollen solche Entgleisungen vorkommen. Auch gegen Trainer(innen) wird so vorgegangen, wenn die Gelegenheit da ist und die zu erwartendes Strafe nicht sehr bedrohlich erscheint.  Grobe Scherze, mit denen sich Gedemütigte rächen, auf unschöne Weise, denn  Rache ist immer unschön.

Vielleicht war es nur Langeweile oder ein Spielchen unter Jungens?  Die Psychologen der Bundesmarine werden viele schlaue Gutachten schreiben.

Ein Einzelfall. Nun, das Boot „Hermelin“, ein Flugkörper-Schnellboot, befindet sich im Kampfeinsatz. Oder sagen wir: Krieg. Denn im Kampf eingesetzte Soldaten einer Marine befinden sich – im Krieg. Das da vor dem Libanon ist keine Übung. Die „Hermelin“ ist seit 24 Mai 2012 vor Ort. Zusammen mit der „Gepard“. Zwei niedliche Tierchen aus dem Streichelzoo. Der Einsatz wurde vom Bundestag im Juni 2012 verlängert.

Im Krieg wird also ein Vorgesetzter von Unterstellten  auf einem Tisch gefesselt. Nicht weil er einen unmenschlichen Befehl gegeben hat und aus dem Verkehr gezogen werden musste, sondern aus – Rache?

Kann so eine Armee ernst genommen werden? Eine Armee, in der ein Vorgesetzter solche Missachtung erfährt?  Der Anführer der Truppe hat die Truppe nicht angeführt. Er war nicht in der Lage dazu.  Er hat seine Aufgabe nicht erfüllt. Er kann seine Aufgabe nicht erfüllen.

Und dessen Vorgesetzte wiederum haben ebenso versagt. Sie haben versagt, weil sie jemandem die Befehlsgewalt gegeben haben, der nicht in der Lage ist, sie vernünftig anzuwenden und auch durchzusetzen. Was ist das für eine Armee? In der die einfachsten Dinge nicht funktionieren. Eine Armee baut schließlich darauf auf: Die Befehlskette muss funktionieren. (Führer befiehl, wir folgen dir!) Was wäre passiert, wenn die U-Bootleute ihren Käpt’n Prien erst einmal an den Tisch gebunden hätten? Da wäre doch nie ein ordentlicher Antikriegsfilm draus geworden!! Und die HMS Royal Oak  wäre in Scapa Flow nicht gesunken. Und mit ihr nicht über 800 Matrosen.

Egal was immer die Psychologen herausfinden: Diese Armee ist nicht so sehr für den Feind gefährlich, sie ist vor allem für die in ihr dienenden Soldaten gefährlich. Denn wenn die Befehlskette nicht funktioniert, wenn sich nicht jeder auf den anderen verlassen kann, dann wird das Leben der eigenen Befehlskette gefährdet. So ist das im Krieg.

Ungehorsam. Das wünsche ich mir. Sollen sie doch die Piloten der Transportflugzeuge in Mali auf ihren Laderampen festbinden oder den Kommandeur des Lagers in Afghanistan an der Fahnenstange. Am besten aber, wenn sie sich gar nicht erst außer Landes und damit in Gefahr begeben. Denn: Sie haben dort nichts zu suchen! Sie lösen die Probleme der Afghanen nicht und für die Einheimischen in Mali sind sie auch nicht sehr hilfreich. Nicht einmal für die Libanesen ist es der reine Segen, wenn deutsche Kanonenboote vor deren Küste kreuzen.

„An Deutschlands Wesen soll die Welt genesen!“ – Den Spruch hatten wir schon und er ist der Welt und den Deutschen nicht gut bekommen.  

Ungehorsam wünsche ich mir! Aber hier! Bevor sie in die fremden Länder ziehen!  Die Soldaten sollten sich weigern. Hier und jetzt. Sie können sich auf das Grundgesetz berufen.

Der Bundestag beschloss dieser Tage den Einsatz in Mali auszuweiten. 67 Gegenstimmen bei 492 Stimmen für den Einsatz. „Deutschland soll in Afrika wieder eine Rolle spielen.“  Will sich Fritzchen Müller dort ein Häuschen bauen? Sicher nicht, denn dafür fehlen ihm die Mittel. Außerdem ist es zu warm oder zu trocken oder zu nass. Der Schnee fehlt auch fast gänzlich.

Aber die Konzerne wollen am Geschäft beteiligt werden. Denen ist der Schnee auf dem Kilimandscharo egal.  Der Sand in der Wüste aber nicht. Und in Mali gibt es  Gold, Phosphate, Baumwolle, Uran, Bauxit, usw. und viel Land und billige Arbeitskräfte ohne störende Gewerkschaften oder Umweltschutzgesetze.

Der Bundestag sollte eigentlich das deutsche Volk vertreten. Aber hier funktioniert die Befehlskette Finanzkonzerne – Lobby – Bundestagsabgeordneter – Regierung immer noch ganz gut.

Das deutsche Volk will schon seit langem mehrheitlich einen Abzug aus Afghanistan.  Zu Mali wurden vorsichtshalber noch keine Meinungen eingesammelt.  Das ist auch demnächst nicht zu erwarten. Denn wer viel fragt bekommt viele Antworten. Und die könnten vielleicht neue Fragen aufwerfen – zum Beispiel, ob Volkes Stimme nicht doch Gehör und Beachtung finden sollte im Saal des Bundestages.

Aber das ist wohl nicht zu erwarten. Der Bundestag hat Regierung zu bestimmen und die Gesetze zu beschließen und das hat er kräftig gemacht, wenn auch nicht immer alle anwesend waren. So kam es zu Schröder.

Und  Kanzler Schröder hat das Volk an der Nase rumgeführt mit seiner Agenda 2010 und die nächste Regierung hat mit Kanzlerin Merkel die Banken gerettet, statt das Volk vor den Banken und die nächste vom Bundestag beauftragte Regierung wird  wohl auch in absehbarer  Zeit keine  Entscheidungen für das deutsche Volk treffen. Vielleicht holen wir dann Deutsch-Südwest wieder „heim ins Reich“.  Wenn wir bis dahin die Befehlskette auch in der Armee in den Griff bekommen.

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