Davos 2012

Es schneit schon als ich aufwache. Aber gleich läuft ein Hund durch das Frische. Er hinterläßt seine Spur und die Spur des Frauchens, gleich dahinter.  An dem Zaunspfahl, gleich vorne setzt er eine, sich gelblich verfärbende, Marke.

Davos hat doch positive Aspekte!

Bill Gates hat eine Spende angekündigt. Nicht unbedeutend: 750 Millionen Dollar. Wo der immer nur so viel Geld hernimmt. Scheint ein fleißiger Arbeiter zu sein. Ich werde nie so viel spenden können. Ich gebe mir die größte Mühe, wirklich. Aber dann ist der Monat vorbei, ich zähle die Kröten zusammen, die übriggeblieben sind, um sie dann vielleicht auf ein Spendenkonto verschieben zu können, und was ist? Da ist nichts. Wieder schlecht gewirtschaftet! Wieder nichts für die armen Aidskranken in Afrika übrig. Ich fühle mich schlecht. Bin ich ein schlechterer Mensch, als Billy Boy? Ich kann nicht wirtschaften. Es will mir einfach nicht gelingen, mal eine Million zusammenzusparen. Bill, der dank seines unendlichen Genies, dank seiner unermüdlichen aufopferungsvollen, selbstzerstörenden Arbeit aus einer Garage einen Weltkonzern machte, das ist mein Vorbild. Man muss ein Ziel haben. Sicher ist Bill eines Tages aufgestanden und hat sich gesagt: Ich tue der Menschheit was Gutes. Ich gründe jetzt hier eine Firma und werde Milliarden erwirtschaften um sie dann den Armen der Welt, die krank sind, leidend, die nicht so genial sind, die nicht mindestens 20 Stunden am Tag arbeiten können, weil sie irgendwann müde werden, denen werde ich helfen. Alle meine Kraft werde ich dafür einsetzen. Und er hat es konsequent gemacht.

Da hat er sich hingesetzt und seinen ersten Computer zusammengelötet. Als der fertig war hat er ihn genommen, ist zu seinem Gönner gegangen und gesagt: Sieh, ich habe hier ein Gerät, damit können wir die Menschen glücklich machen. Nicht nur, dass es ihnen die Arbeit erleichtert, Tonnen von beschriebenem Papier einspart*, nein, damit kann man Geld verdienen und dann den unterbemitteltem Rest der Menschheit unter die Arme greifen.

Ich fühle mich so schäbig.

Da nimmt also Bill jetzt die 750 Millionen Dollar, geht zur Pharmaindustrie und sagt: Seht her, das ist meine Spende. Sie soll den Armen und Kranken in Afrika helfen. Ihr sollt es nehmen und Medikamente entwickeln. Die könnt ihr dann an die Armen in Afrika verkaufen. Wenn die Armen sich die Medikamente nicht leisten könnt, dann verkauft ihr die Medikamente an die Regierung der Armen. Diese werden sie den Armen dann zukommen lassen. Die Regierung wird sich für die Medikamente bedanken, mit denen sie ihren Menschen helfen kann. Als Dank bekommt Amerika Rohstoffe, Öl, Eisen und Manganerze, billige Bananen für die Menschen in unserem Land und Lagerplätze für unseren Müll.. Dann wird allen geholfen. Auch der Umwelt wird geholfen, weil ja in unserem Land dann der Müll weg ist und alle sind zufrieden.

Bill hat das allen seinen Mitarbeitern erklärt. Sie schätzen ihn hoch, genau so wie ich. Sie werden sich ins Zeug legen und unermüdlich und aufopferungsvoll für die Rettung der Armen und Kranken in Afrika arbeiten.

Ich schäme mich. Ich schäme mich, weil ich nicht so erfolgreich bin und deswegen der Menschheit auch nicht so gut helfen kann.

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