S-21 ist entschieden. Gut, gut 50 Prozent der Baden-WĂŒrttemberger hat das Thema nicht genug interessiert. Die schweigende Mehrheit blieb zu hause. Die BrĂŒller, dafĂŒr und dagegen, gingen zur Wahl und es war ein knapper Sieg der Demokratie: rund 59 Prozent sind fĂŒr die Vollendung des Jahrhundertbauwerks. Der alte Bahnhof war sowieso oberhĂ€ĂŸlich, also kein Verlust. Schade um die BĂ€ume. Aber die wachsen ja bekanntlich nach. Deshalb werden sie auch zu den nachwachsenden Rohstoffen gezĂ€hlt. Was nicht nachwĂ€chst ist das Vertrauen in die Demokratie, die Regierung und den gesunden Menschenverstand.

FĂŒr den oberflĂ€chlichen Betrachter bleibt der Eindruck, eine frustrierte Minderheit hat sich, zum Teil lautstark, einige mit enormer Ausdauer, ein wenig Luft gemacht bei dem BĂŒrsten gegen den Strich, gegen die allgemeine und verbreitete MentalitĂ€t, die Entscheidungen der Großkopferten einfach so hinzunehmen.

Es gibt immer Argumente dafĂŒr und dagegen. Demokratie ist durchaus schwierig. – Wie schon das Gleichnis mit den drei FĂŒchsen und dem Hasen zeigt: Die Gruppe hat sich zusammengefunden um in einer demokratischen Abstimmung gemeinsam entscheiden was es zur nĂ€chsten Mahlzeit geben wird. Das Ergebnis der demokratischen Entscheidung ist klar. Trotzdem ist das Bild falsch. Die VerhĂ€ltnisse sind falsch.

Richtiger ist das Bild von den fĂŒnf Antilopen und dem Löwen, die gemeinsam entscheiden, was es zum FrĂŒhstĂŒck gibt: eine Antilope hĂ€lt die Entscheidung fĂŒr irrelevant, da sie ja Graß frisst und der Löwe Fleisch. Eine Antilope enthĂ€lt sich der Stimmabgabe, weil sie denkt schneller rennen zu können als der Löwe und so kein wirkliches Interesse an einer Entscheidung hat. Eine Antilope ist der Meinung, dass sich der Löwe wohl ein FrĂŒhstĂŒck außerhalb der Gruppe suchen wird, weil sie ja eine so engverbundene Gemeinschaft sind. Die Vierte ist schon immer der Meinung, dass der stĂ€rkste, also der Löwe in der Gruppe die Entscheidungen treffen sollte und die letzte endlich stimmt eindeutig und bewusst gegen den Löwen, weil sie das UnglĂŒck kommen sieht. Am nĂ€chsten Tag sind nur noch 5 Mitglieder der Gruppe so fidel, dass sie an einer erneuten demokrqatischen Entscheidung teilnehmen können.

Wie der Herr Kretschmann seine AnkĂŒndigung, er wolle es auf keinen Fall dulden, wenn mehr als die veranschlagten (ca. 4,1 Milliarden) verbaut werden, werden wir erleben dĂŒrfen. Will er den Bau dann stoppen? Oder gleich das ganze Projekt Bahnhof privatisieren? Aber wahrscheinlich wird er seinen Versprecher nicht einhalten brauchen. Wahrscheinlich wird seine Amtszeit nicht lange genug dauern.

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