Vor einiger Zeit fuhr ich durch eine mir bekannt und vertraute Stadt. An der Stelle, an der früher Häuser aus der Gründerzeit standen, war eine große freie Fläche entstanden. vielleicht war ein Park geplant. Die Häuser hatten die über 80 prozentige Zerstörung in den letzten Tagen des großen Krieges überstanden, die Schäden waren repariert worden und wurden über viele Jahre bewohnt. Die weggerissenen Häuser müssen vor dem Abbruch halbwegs intakt gewesen sein. Sie waren in den letzten zwanzig Jahren saniert worden. Städtische Behörden hatten nach der Aufarbeitung dort Büros, der baldige Abriss war nicht zu vermuten.

Kürzlich fuhr ich wieder durch diese Stadt. Auf der ehemaligen Freifläche wurde gebaut. Die entstehenden Häuser waren fast fertig. Wohnhäuser der gängigen Art. Nicht im Stil der Postmoderne, sondern eher Funktionalismus und Brutalismus. Oder anders: Stinknormale Wohnhäuser wie sie überall „hingeklatscht“ werden, wenn es um schnelle, preiswerte, anspruchslose und ideenlose Wohnbebauung geht.

Womit auch schon das Ziel des Abrisses und der Neubebauung erkannt ist.

Was muss das für eine reiche und ignorante Gesellschaft sein, die nur wegen des Profitwillens Einzelner brauchbare Sachen ( mal abgesehen von der Stadtästhetik) einfach vernichtet, Aufwand betreibt (nicht nur des Einzelnen Profitwilligen), um an gleiche Stelle genau die gleiche Sache, vielleicht sogar mit weniger Gebrauchswert, wieder herzustellen.

Wir machen es täglich. Genau so. Wir vernichten Möbel, Handys, Fahrräder. Selbst mein alter Computer hätte noch einige Zeit zufriedenstellend gearbeitet und die ihm gestellten Aufgaben erfüllt. Stattdessen habe ich jetzt ein System, das mich durch tagtägliche nicht bestellte und nicht gewollte „Updates“ von der Arbeit abhält.

Die Steine des alten Hauses, gebrannt vor über 130 Jahren, tauglich noch, liegen jetzt auf einer Deponie. Wir deponieren alles.

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